ifo-Index steigt: Dicke Auftragsbücher
München (dpa) - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zum vierten Mal in Folge allen Sorgen um die Eurokrise zum Trotz verbessert. Der ifo-Index stieg im Februar überraschend deutlich von 108,3 auf 109,6 Punkte, wie das ifo Institut am Donnerstag in München mitteilte.
Seit November erholt sich das wichtige Stimmungsbarometer trotz der Unsicherheit durch die Schuldenkrise und einer schwächeren Konjunktur. Eine Stütze ist der Konsum im Inland. „Die deutsche Konjunktur wird derzeit von binnenwirtschaftlichen Auftriebskräften getragen“, sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Doch es gibt auch schlechte Nachrichten: Die EU-Kommission rechnet damit, dass die 17 Euro-Staaten 2012 in eine Rezession rutschen.
Die vom ifo-Institut befragten Firmen ficht das alles bisher kaum an. Sie bewerten ihre aktuelle Lage besser als noch im Januar, vor allem aber schraubten sie ihre Erwartungen für die kommenden Monate nach oben. Der entsprechende Index stieg im Februar von 100,9 auf 102,3 Punkte - ein recht großer Sprung. „Ob Verschuldungskrise, Ölpreisanstieg oder extreme Wetterverhältnisse: es scheint, als ob es derzeit nichts gibt, was die Stimmung in den deutschen Unternehmen trüben könnte“, schrieb die Postbank in einer ersten Einschätzung.
Aus Sicht von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler kann die Wirtschaft optimistisch sein. „Die Anzeichen verstärken sich, dass sie nach der leichten Abschwächung am Jahresende 2011 bereits wieder Tritt gefasst hat“, teilte der FDP-Chef in Berlin mit. Allerdings bleibe die Lage im Euroraum schwierig.
Die Schuldenkrise schwebe nach wie vor über allem, sagte auch der Konjunkturexperte des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Klaus Abberger. Die Folgen zeigten sich derzeit in vielen Ländern, gerade in denen, die sich Sparprogramme verordnen mussten. Dort sinken die Ausgaben, die Wirtschaft schrumpft. Das könne sich auch auf den deutschen Export auswirken. Dort sei das Plus bereits geringer. „Wir sind da eigentlich andere Zuwächse gewöhnt“, sagte Abberger. Dennoch werde es auch hier wohl weiter bergauf gehen.
Vor allem die dicken Auftragsbücher in der Industrie lassen in den Chefetagen derzeit die Sorgen um die Schuldenkrise in den Hintergrund treten. Für die kommenden Monate könnten die meisten Unternehmen ganz gut sagen, wie die Geschäfte laufen werden, sagte Abberger. Sollte sich die Krise aber zuspitzen, etwa die Rettung von Griechenland scheitern, dann könne auch die Stimmung kippen. „Dann kann sich das deutlich ändern.“ Schon jetzt dämpfe die Eurokrise etwa die Ausfuhren in Europa.
Die gute Stimmung werde vor allem von der Binnenwirtschaft getragen. „Da haben wir eine völlige Trendwende“, sagte Abberger, sei doch lange Jahre der Export der Treiber für die deutsche Wirtschaft gewesen. Sowohl der Konsum, aber auch Investitionen im Inland sorgten für gute Laune bei den Unternehmen. Das zeige sich etwa im Baugewerbe. Dort verbesserte sich die Stimmung im Vergleich zum Januar deutlich - den kurzfristigen Einbrüchen wegen der klirrenden Kälte der vergangenen Wochen zu Trotz. Dazu kommt, dass die Geschäfte außerhalb Europas für viele Firmen weiter blendend laufen.
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer rechnet angesichts der überraschend guten Daten des ifo-Instituts im ersten Quartal nicht mit einem Minus beim deutschen Bruttoinlandsprodukt. „Für das gesamte Jahr erwarten wir ein Plus von 0,5 Prozent“, schreibt Krämer.