Höhere Löhne IG BAU dringt auf Ost-West-Angleichung für Gebäudereiniger

Frankfurt/Main (dpa) - Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt dringt auf einen Tarifabschluss für die rund 600 000 bei Firmen beschäftigten Gebäudereiniger in der Verhandlungsrunde am kommenden Freitag (10.11.).

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„Wenn wir in der sechsten Runde keine Einigung erzielen, macht es keinen Sinn mehr, weiter zu verhandeln. Alle Argumente sind ausgetauscht. Dann bleibt nur noch der Streik“, sagte das Bundesvorstandsmitglied der IG BAU, Ulrike Laux, der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.

Die Gewerkschaft fordert einen um einen Euro erhöhten Stundenlohn für alle, was insbesondere in der unteren Lohngruppe eine überproportionale Erhöhung von 10 Prozent bedeuten würde. Im Osten sollen noch weitere 95 Cent hinzukommen, weil die IG BAU in dieser Tarifrunde die Ostlöhne an den Westen angleichen will. Derzeit erhalten Beschäftigte der unteren Tarifgruppe 1 im Westen 10 Euro die Stunde und im Osten 9,05 Euro. Dieser Unterschied soll nach dem Willen der Gewerkschaft bis 2019 verschwinden. „Es ist schon lange überfällig, diese Angleichung durchzuführen. Das ist das Wichtigste, was auf unserer Agenda steht“, sagte Laux.

Die Arbeitgeber haben die Forderungen bislang als zu hoch abgelehnt, weil insbesondere im Osten die Auftraggeber höhere Preise für die Dienstleistung nicht tragen könnten. Eine Ost-West-Angleichung hatten sie bereits 2011 als gemeinsames Tarifziel für 2019 festgelegt, es dann aber fünf Jahre später als unrealistisch aufgegeben. „Die Angleichungen waren im Rückblick immer ein wenig zu gering“, meinte Laux im Rückblick.

Die Friedenspflicht in der Handwerksbranche läuft noch bis Jahresende. Danach müsse man Streiks planen, falls es in Frankfurt nicht zu einem Abschluss komme, sagte Laux. Man sei inzwischen noch deutlich besser organisiert als beim vorerst letzten Arbeitskampf im Jahr 2009.

Eine ganz große Gruppe von Reinigungskräften wird allerdings nicht von einem wie auch immer erreichten Tarifabschluss profitieren. Wer in privaten Haushalten putzt, ist bislang für die Gewerkschaften kaum zu fassen. „Es ist sehr schwierig, in die Haushalte zu kommen zu den selbstständig arbeitenden Leuten. Das sind Wohnungen von Privatpersonen, da haben wir kein Zugangsrecht als Gewerkschaft“, schildert Laux die Lage.

Sie sehe allerdings eine Chance, dass sich der Markt gerade über die neuen Internet-Anbieter wandeln könne. Firmen wie Book-a-tiger oder Helpling hätten bislang Selbstständige beschäftigt, kämen aus unterschiedlichen Gründen aber langsam von diesem Geschäftsmodell weg und stellten selbst Leute ein, schilderte die Gewerkschafterin einen Trend. „Wenn Book-a-tiger das macht, ist das ein Unternehmen, das mit uns verhandeln kann.“ Gleichzeitig scheuten sich viele Putzkräfte, ihre Arbeit selbst legal zu organisieren und könnten künftig eher ein Anstellungsverhältnis suchen.