IG Metall: Beschäftigte wollen mehr Selbstbestimmung im Job
Frankfurt/Main (dpa) - Die IG Metall macht sich für mehr selbstbestimmtes Arbeiten stark.
„Seit der Krise 2008/2009 wurde den Beschäftigten, was ihre Flexibilität angeht, viel abverlangt. Nun gibt es einen starken Wunsch nach mehr Selbstbestimmung am Arbeitsplatz nach dem Motto „Jetzt sind wir dran““, sagte IG Metall-Chef Jörg Hofmann der Deutschen Presse-Agentur.
Viele Beschäftigte wollten zeitweise kürzer arbeiten, zum Beispiel vier statt fünf Tage die Woche, um sich um pflegebedürftige Eltern oder die Kindererziehung zu kümmern. „Eine zeitweise Reduzierung der Arbeitszeit mit teilweisem Lohnausgleich müsste tarifvertraglich geregelt werden.“
Um genauer zu wissen, wo die Beschäftigten der Schuh drückt, plant die IG Metall im Januar 2017 eine Umfrage mit dem Schwerpunkt Arbeitszeit. „Wir wollen wissen, welche Erwartungen die Beschäftigten bei dem Thema an die nächste Tarifrunde und darüber hinaus an die Arbeitszeitpolitik haben.“
Bei der Umfrage soll es auch um das Thema mobiles Arbeiten gehen. Viele Beschäftigte wollten auch von zu Hause aus arbeiten. „Aber die Arbeitszeit muss erfasst und vergütet werden“, sagte Hofmann. „Arbeit hat ihren Wert. Wenn sie nichts kostet, sinkt die Wertschätzung gegenüber der erbrachten Leistung des Einzelnen. Die Gefahr der Verlagerung von Arbeit in die Freizeit wird immer größer“. Flexibilität dürfe keine Einbahnstraße sein.
Gefordert sind aus Sicht des ersten Vorsitzenden der IG Metall auch die Führungskräfte in den Unternehmen. „Statt Präsenzkultur braucht es das Vertrauen in das Arbeitszeitverhalten der Beschäftigten.“
Nach Hofmanns Angaben spielt mobiles Arbeiten bei etwa einem Drittel der Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie eine Rolle - vor allem im Vertrieb, bei Forschung und Entwicklung und in der Verwaltung. „Zwei Drittel der Beschäftigten können von mobiler Arbeit nicht profitieren. Aber auch in der Schichtarbeit gibt es Möglichkeiten, Arbeitszeiten besser an die Lebenslage und Bedürfnisse der Beschäftigten anzupassen.“
Mit Sorge betrachtet die IG Metall, dass bei Umstrukturierungen von Unternehmen nicht selten Bereiche ausgegliedert werden, die dann nicht mehr unter den Tarifvertrag fallen. „Tarifflucht begeht man, indem man Teilbereiche ausgliedert“, sagte Hofmann. „Hier sehen wir Handlungsbedarf.“
Ziel der diesjährigen Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie war es daher auch, die Tarifbindung zu erhöhen. In zusätzlich 60 Firmen ist dies den Angaben zufolge gelungen. Bundesweit fallen 55 Prozent der Beschäftigten der Branche unter die Tarifbindung, allerdings nur rund 30 Prozent in Ostdeutschland.