IG Metall sucht nach Perspektiven für Manroland

Offenbach/Augsburg/Plauen (dpa) - Die IG Metall will selbst ein Zukunftskonzept für das Offenbacher Werk des insolventen Druckmaschinenherstellers Manroland erarbeiten.

Zusammen mit externen Beratern werde man Anfang Januar einen entsprechenden Plan vorlegen, sagte die Offenbacher Gewerkschaftsbevollmächtigte Marita Weber in Frankfurt. Der im Konzern für Bogendruckmaschinen zuständige Standort mit 1900 Beschäftigte habe gute Produkte und eine Reihe von Kernkompetenzen, die auch weiterhin genutzt werden könnten. An den drei Standorten Offenbach, Augsburg und Plauen wollen die Beschäftigten die Protestaktionen zum Erhalt ihrer Arbeitsplätze fortsetzen.

Am kommenden Mittwoch soll eine Menschenkette um das Werk Augsburg, dem Stammsitz des Traditionsunternehmens, folgen. „Tausende Arbeitsplätze sind direkt bei Manroland bedroht“, weitere bei Zulieferern, heißt es in dem Aufruf von Betriebsrat und IG Metall in Augsburg zu der Aktion in der kommenden Woche. Manroland mit bundesweit noch rund 5000 Mitarbeitern hatte Ende November Insolvenz angemeldet. In Augsburg arbeiten nach Betriebsratsangaben derzeit noch 2400 Mitarbeiter.

Mit einer Lichterkette machten die Manroländer am Freitag in Plauen auf ihre Lage aufmerksam. Mit Fackeln und Laternen stellten sie sich für rund eine Stunde am Werk entlang einer Bundesstraße auf. „Zwischen 400 und 500 Mitarbeiter hatten sich versammelt“, berichtete Stefan Kademann von der IG-Metall. Am Standort Plauen sind etwa 720 Mitarbeiter betroffen.

Als Beispiel für ein neues Konzept nannte die IG Metall die Gießerei im Offenbacher Rolandwerk, das bereits jetzt Teile für MAN-Motoren herstelle und für externe Auftraggeber geöffnet werden könne. Die gegenwärtige Lage in dem Werk beschrieb Weber als schwierig. So drohten trotz des verfügbaren Massekredits Lieferengpässe durch Folgeinsolvenzen bei Zulieferern.

Derzeit habe das Werk noch Aufträge für etwa 80 Druckmaschinen in der Pipeline. Neue Aufträge seien wegen der ungeklärten Zukunft der Firma derzeit aber nur schwer zu bekommen. Die millionenteuren Druckmaschinen müssten schließlich in jedem Fall vorfinanziert werden. Auch Service und Gewährleistung müssten geklärt sein.

Schwere Vorwürfe erhob die Funktionärin gegen die bisherige Geschäftsführung unter Gerd Finkbeiner, die wichtige Technologie nach Augsburg verlagert und weitere Entwicklungen oder ein vernünftiges Marketing der Offenbacher Produkte behindert habe. Lob verteilte sie an die bayerische Landesregierung, die sich bislang als einzige aus den betroffenen Ländern eindeutig zu Hilfen für die kriselnde Firma bereiterklärt habe. In Hessen habe sie das Gefühl, dass FDP-Wirtschaftsminister Dieter Posch gar nichts unternehmen wolle.

Die IG Metall tritt weiterhin für eine übergreifende Lösung unter Einbeziehung der beiden anderen Druckmaschinenriesen Heidelberger sowie Koenig&Bauer ein.

IG Metall und Betriebsräte wollen für Freitag, den 13. Januar, zur Demonstration vor den Konzernzentralen von Allianz und MAN aufrufen. Haupteigner Allianz und Miteigentümer MAN hatten dem verlustreichen Unternehmen im November den Geldhahn zugedreht. Insolvenzverwalter Werner Schneider führt mit Hochdruck Gespräche, um bis Ende Januar 2012 einen Investor im In- oder Ausland zu finden.

Am Standort Offenbach erhalten die Roländer Unterstützung vom örtlichen Fußballverein Kickers, der 500 Freikarten an die Arbeiter verteilt hat und ihnen vor dem Drittligaspiel am Samstag ein Protest-Forum im Stadion geben will. Am kommenden Mittwoch soll dann mit einer Aktion in der Innenstadt die Bedeutung der rund 1900 Arbeitsplätze für die strukturschwache Stadt am Main veranschaulicht werden. Für jeden bedrohten Arbeitsplatz wird dann ein Stuhl auf die Straße gestellt.