Ikea: 40 Jahre Billy und Ivar statt Eiche rustikal

Nordisches Design für den Massengeschmack: Ikea stellte in den 1970er Jahren die Branche auf den Kopf.

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München. In jeder langjährigen Beziehung gibt es Höhen und Tiefen — so ist es auch mit dem Möbelgiganten Ikea und seinen deutschen Kunden. Vor vier Jahrzehnten mischte die schwedische Kette den deutschen Möbelmarkt mit der Eröffnung einer ersten Filiale am 17. Oktober 1974 in Eching bei München auf.

Do-It-Yourself statt Lieferung frei Haus — für die Branche war das eine Revolution, die manch ungeübten Schrauber vor schwierige Aufgaben stellte. Heute prägen Rekordumsätze und ehrgeizige Wachstumsziele, aber auch Probleme mit der Suche nach neuen Standorten das Geschäft.

Auf 48 Filialen und rund 100 Millionen Besucher jährlich kommt Ikea mittlerweile in seinem wichtigsten Einzelmarkt Deutschland. Zuletzt kam mit Hamburg-Altona der erste Innenstadt-Standort dazu.

Von Anfang an mit im Sortiment: Das Holzregal Ivar, dessen nordisch-schlichte Optik die Kunden in Erstaunen versetzte. Schrankwände und Eckbänke in Eiche rustikal, mit denen man es sich bis dahin in deutschen Wohnzimmern und Küchen gemütlich gemacht hatte, suchten sie bei Ikea vergeblich. Auch deshalb dürften sich von Anfang an vor allem junge Leute und Familien angesprochen gefühlt haben, die bis heute als Kernzielgruppe gelten.

Auch in der Branche sorgte die massive Expansion der Schweden, die auch in Niedriglohnländern fertigen lassen, für Unruhe. Zudem standen die Arbeitsbedingungen zeitweise in der Kritik. Die Gewerkschaft Verdi sieht aber Fortschritte bei dem Branchenprimus: Dass die Schweden seit einigen Jahren tarifgebunden sind und Betriebsräte haben, sei „gerade im Möbelsektor die gute Ausnahme“, lobt Ulrich Dalibor von Verdi.

Luft nach oben gebe es dennoch: Der Gewerkschafter beklagt einen stetigen Personalkostendruck, der in befristete Arbeitsverhältnisse und Teilzeitverträge münde, mit denen die betroffenen Beschäftigten häufig nicht über die Runden kämen.

Geschäftlich können solche Stimmen Ikea kaum etwas anhaben. Mittlerweile steuern die deutschen Kunden knapp vier Milliarden Euro zum Konzernumsatz von insgesamt 28,5 Milliarden Euro bei, die Erlöse hierzulande sollen sich in den nächsten Jahren in etwa verdoppeln. Allerdings könnte das Wachstum angesichts der Standortdichte an Grenzen stoßen. „Es wird eng“, sagt ein Branchenkenner. Die Ikea-Häuser dürften sich nicht kannibalisieren.