Ein Jahr der Streiks? Im Tarifjahr 2018 zeichnen sich heftige Konflikte ab

Frankfurt/Düsseldorf (dpa) - Den Deutschen steht ein heißes Tarifjahr mit erhöhter Streikgefahr bevor. Unter den Vorzeichen der andauernden Hochkonjunktur haben die Gewerkschaften höhere Forderungen als in den Vorjahren aufgelegt.

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Obwohl 2018 laut einer Übersicht des gewerkschaftsnahen WSI-Tarifarchivs nur für rund 9,7 Millionen (2017: 11,4 Mio) Menschen die Arbeitsbedingungen neu ausgehandelt werden, dürften vor allem die industriellen Schwergewichte Metall und Elektro, Bau sowie Chemie für Konflikte sorgen.

Den Anfang macht die IG Metall für die deutschen Schlüsselbranchen Metall und Elektro, zu denen auch Exportweltmeister wie der Automobil- und der Maschinenbau gehören. In bislang zwei Verhandlungsrunden sind sich Gewerkschaft und Gesamtmetall noch nicht wirklich näher gekommen, was vor allem an den Forderungen zur Arbeitszeit liegt: Neben 6 Prozent mehr Geld will die Gewerkschaft für die rund 3,9 Millionen Arbeitnehmer das Recht erkämpfen, für zwei Jahre ihre Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden zu reduzieren. Einige Gruppen wie Schichtarbeiter, junge Eltern und pflegende Angehörige sollen dabei noch einen Teillohnausgleich erhalten.

Die Vorstellungen haben bei den Arbeitgebern auch wegen der drohenden Fachkräftelücke Empörung ausgelöst. „Mehr Geld für weniger Arbeit“ werde es nicht geben, kündigte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger an und verlangte seinerseits flexiblere Regeln zum Einsatz der Arbeitskräfte bei 2 Prozent mehr Geld und einer Einmalzahlung. Die IG Metall hat bereits massive Warnstreiks ab dem 8. Januar angekündigt, aus denen im Februar schnell heftigere Arbeitskämpfe werden könnten. Diese könnten sich etwa auf die VW-Werke ausweiten, wo der Haustarifvertrag von Januar an neu ausgehandelt wird. Zeitgleich geht es auch bei den ehemaligen Staatsbetrieben Deutsche Post und Deutsche Telekom los.

Viel vorgenommen hat sich die IG BAU für die rund 700.000 Beschäftigten des Bauhauptgewerbes. Neben der Lohnforderung von 6,0 Prozent verlangt die Gewerkschaft ein volles 13. Monatsgehalt für alle und die Vergütung der Wegezeiten für mobil arbeitende Beschäftigte. Im Sommer folgen die Chemische Industrie (Juli/August) und die Deutsche Bahn AG (September), bevor dann im Dezember der Öffentliche Dienst der Länder mit gut 900.000 Beschäftigten in den Mittelpunkt tritt.

Langfristige Ruhe stellt sich hingegen bei der streikgeschüttelten Deutschen Lufthansa ein. 2022, 2021: So lauten die zeitlichen Horizonte der Tarifverträge für die zuletzt so streikfreudigen Piloten der Lufthansa und ihrer Tochter Eurowings. Auch die Flugbegleiter der Lufthansa sind noch bis Juni 2019 an den Tarifvertrag gebunden, der 2016 vom Schlichter Matthias Platzeck auf den Weg gebracht worden war.

Die Vereinigung Cockpit hat sich inzwischen ein weit dickeres Brett vorgenommen und versucht, gemeinsam mit anderen europäischen Pilotengewerkschaften beim irischen Billigheimer Ryanair zunächst national gültige Verträge durchzusetzen und eine europäische Interessenvertretung zu installieren. Eine erste Streikdrohung in der Vorweihnachtszeit wurde zurückgenommen, als die Gesellschaft überraschend zu Verhandlungen nach Dublin einlud. Im Jahr 2018 wird sich herausstellen, wie ernst die Offerte von Ryanair-Chef Michael O'Leary gemeint war. Von ihm stammt immerhin der Spruch, dass eher die Hölle zufriert, als dass Ryanair mit Gewerkschaften verhandelt.