Vor Wahlen Inflation in der Türkei steigt auf mehr als 12 Prozent
Frankfurt/Ankara (dpa) - Vor den Wahlen in der Türkei hat die Inflation nach starken Kursverlusten der Landeswährung Lira kräftig zugelegt.
Im Mai sei die Inflationsrate auf 12,15 Prozent gestiegen, teilte das nationale Statistikbüro in Ankara mit. Damit hat die Teuerung in dem Schwellenland den höchsten Stand seit November erreicht. Im April hatte die Inflation noch deutlich tiefer bei 10,85 Prozent gelegen. Analysten hatten den Anstieg im Mai erwartet.
Die Kernrate der Preisentwicklung, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, lag im Mai bei 12,64 Prozent.
Experten sehen die Ursache für den starken Anstieg der Teuerung in der jüngsten Kursschwäche der türkischen Lira, die importierte Waren spürbar verteuert hat. Im Mai war der Kurs der Landeswährung zum US-Dollar und zum Euro jeweils auf ein Rekordtief gefallen.
Zuletzt hatte die türkische Notenbank ihre Geldpolitik verändert und konnte die Talfahrt der Lira vorerst stoppen. Die Währungshüter vereinfachten ihre bisher sehr unübersichtliche Geldpolitik, indem sie den zentralen Leitzins wechselten.
Zuvor hatte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan den Kurs der Lira stark belastet, als er in einem Fernsehinterview eine stärkere Kontrolle der Notenbank im Falle seines Wahlsieges in Aussicht gestellt hatte.
In der Türkei werden am 24. Juni erstmals gleichzeitig das Parlament und der Präsident gewählt. Umfragen zufolge ist die Lage der Wirtschaft das Thema, das die Wähler am meisten umtreibt.
Erdogan sieht hinter den Verlusten der Lira und der Inflation eine westliche Verschwörung. Nach Umfragen ist es derzeit nicht sicher, ob Erdogan im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit erzielt. Sollte das nicht der Fall sein, steht am 8. Juli eine Stichwahl an.