Insolvenz-Schutzschirm für angeschlagene Solarwatt AG
Dresden (dpa) - Neuer Schlag für die deutsche Solarindustrie: Mit der Photovoltaik-Firma Solarwatt aus Dresden hat ein weiteres von der Pleite bedrohtes Unternehmen der Branche Hilfe gesucht.
Die Firma beantragte am Mittwoch beim Amtsgericht Dresden wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung einen Insolvenz-Schutzschirm. Das Gericht stimmte zu, wie die Solarwatt AG mitteilte.
Damit kann die Sanierung in Eigenregie erfolgen. „So haben wir die notwendige Flexibilität für eine nachhaltige Sanierung“, sagte Vorstandschef Detlef Neuhaus am Mittwoch. Der Geschäftsbetrieb laufe unverändert weiter.
Das Insolvenz-Schutzschirmverfahren schützt betroffene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger, ohne die Geschäfte einem Insolvenzverwalter zu überlassen. Der Vorstand kann das Unternehmen weiter verantwortlich lenken, ihm wird ein Sachwalter zur Seite gestellt. Das Gericht bestimmte für Solarwatt Rechtsanwalt Rainer M. Bär zum vorläufigen Sachwalter.
Das Unternehmen war im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht. Für die zuletzt vorgesehene Wachstumsstrategie hätten sich die Aktionäre nicht auf ein Finanzierungskonzept einigen können, hieß es.
Nun hat das Unternehmen bis zum 31. Juli 2012 Zeit, um dem Amtsgericht Dresden ein umfassendes Sanierungskonzept vorzulegen. Überzeugt es Gericht und Gläubiger, könnte Solarwatt seine Geschäfte als saniertes Unternehmen fortführen.
Neuhaus zeigte sich optimistisch: Im ersten Halbjahr 2012 sei der Absatz von neuen Solarsystemen um 120 Prozent gestiegen. „Das macht uns Mut für die Zukunft“, betonte er. Die Gehälter der 440 Mitarbeiter seien für die kommenden drei Monate über das Insolvenzgeld abgesichert.
Die 1993 von Frank Schneider gegründete Firma fertigt unter anderem kristalline Solarmodule. Schneider ist zu Wochenbeginn als Vorstandschef abgelöst worden, zum Jahresende wird er nach Unternehmensangaben Solarwatt ganz verlassen. Zuletzt hatte der BMW-Erbe Stefan Quandt sich an einer Übernahme interessiert gezeigt. Quandt besitzt bereits etwa ein Drittel der Anteile. Dagegen hat das Bundeskartellamt in einem Vorprüfverfahren im Mai keine Einwände geltend gemacht.