Insolvenzverwalter: Jahre für der Arcandor-Pleite

Köln/Essen (dpa) Mehr als sechs Jahre ist es inzwischen her, dass der Handelskonzern Arcandor mit seinen Töchtern Karstadt und Quelle Insolvenz angemeldet hat - doch ein Ende der Aufräumarbeiten ist nicht in Sicht.

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Arcandor-Insolvenzverwalter Hans-Gerd Jauch sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Insolvenzverfahren werde noch „viele Jahre“ dauern. Grund dafür seien vor allem Rechtsstreitigkeiten, die zum Teil wohl erst in höchster Instanz entschieden werden müssten.

Der Zusammenbruch von Arcandor 2009 war eine der größten Pleiten in der Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik. Tausende Arbeitsplätze gingen verloren. Und Tausende Gläubiger blieben auf ihren Forderungen sitzen, die zusammen Milliardenhöhe erreichen. Auch juristisch geht die Aufarbeitung der Pleite noch weiter. Die Staatsanwaltschaft Bochum erhob erst in diesem November beim Landgericht Essen Klage gegen insgesamt 15 frühere Verantwortliche des pleitegegangenen Handelskonzerns. Über eine Zulassung der Klage ist noch nicht entschieden.

Jauch machte den Gläubigern von Arcandor, Karstadt und Quelle kaum Hoffnung, durch das Insolvenzverfahren noch nennenswerte Summen zurückzuerhalten. Bei der Arcandor AG in Liquidation hätten 1077 Gläubiger Forderungen in Höhe von 443 Millionen Euro angemeldet. Doch die zu erwartende Quote liege maximal bei 0,5 Prozent. Von jedem Euro, den ihnen Arcandor schuldet, werden die Gläubiger also wohl nur einen halben Cent wiedersehen.

Die 11 585 Quelle-Gläubiger, die Forderungen von 894 Millionen Euro angemeldet haben, können nach Angaben des Insolvenzverwalters mit einer Quote von 3,4 Prozent rechnen. Die Quote bei Karstadt Warenhaus - dort fordern 37 500 Gläubiger rund 1,2 Milliarden Euro - liege nach Plan derzeit bei 4 Prozent.

Der Insolvenzverwalter ist nach wie vor darum bemüht, Geld für die Konkursmasse aufzutreiben. So verklagte er erst vor wenigen Monaten die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften des Arcandor-Konzerns auf Schadenersatz in Höhe von fast 100 Millionen Euro. Er wirft ihnen vor, 2008 pflichtwidrig unterlassen zu haben, den Konzern auf seine bereits damals bestehende Zahlungsunfähigkeit hinzuweisen. Auch gegen zahlreiche Ex-Manager des Konzerns laufen Schadenersatzklagen. Doch selbst wenn auf diese Weise noch etliche Millionen in die Konkursmasse kämen: Gemessen an den Schulden seien diese Beträge gering, betonte Jauch.

Ausdrücklich verteidigte der Manager den Verkauf von Karstadt an den später unglücklich agierenden Investor Nicolas Berggruen. „Das war die richtige Entscheidung.“ Damals seien drei Bieter im Rennen gewesen, die alle nur einen Euro hätten zahlen wollen. Der von Berggruen angebotene Kaufvertrag habe für den Insolenzverwalter und die Gläubiger deutlich weniger Haftungsrisiken beinhaltet als die anderen Angebote. Außerdem habe Berggruen damals bei den Verhandlungen keinen schlechten Eindruck gemacht. Später habe man „mit Staunen beobachtet, wie schwach Herr Berggruen agiert hat“.