Institut: Bundesbank soll Teil der Goldreserven verkaufen
Berlin (dpa) - Die Bundesbank soll einen Teil ihrer milliardenschweren Goldreserven verkaufen - das fordert Gustav Horn, Leiter des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung.
In einem Gastbeitrag für die „Welt am Sonntag“ schreibt Horn, es gebe keinen rationalen ökonomischen Grund mehr dafür, derartig hohe Goldvorräte vorzuhalten. „In Zeiten schwacher Konjunktur könnte ein Teil verkauft werden, die Erlöse könnten dazu verwendet werden, die Wirtschaft zu stimulieren. Dies würde den Bundeshaushalt schonen und so den konjunkturpolitischen Spielraum des Staates in Zeiten der Schuldenbremse erhöhen.“
„Ursprünglich hielten Zentralbanken Goldbestände, weil dies der Abdeckung und Sicherung der von ihnen gehüteten Währung diente“, schreibt Horn. „Doch der Goldstandard ist seit langem für alle bedeutenden Währungen aus gutem Grund Geschichte. Der Euro war nie durch Gold gedeckt, und die Bundesbank verfügt nicht einmal mehr über eine eigene Währungshoheit, wohl aber über hohe Goldreserven.“
In der jetzigen Stimmung, die vor dem Hintergrund der krisenhaften Entwicklung im Euro-Raum zwischen Vorsicht und Panik schwanke, sei ein „souveräner Umgang“ mit Goldreserven aber unwahrscheinlich. „Da bricht die psychologische Wirkung von Gold durch: Es beruhigt wegen seiner scheinbaren Wertbeständigkeit.“
Die Goldreserven der Bundesbank liegen bei 3396 Tonnen, aktueller Marktwert: 144 Milliarden Euro. Fast die Hälfte der 3396 Tonnen Gold lagert in den USA. In den nächsten drei Jahren sollen 150 Tonnen davon nach Deutschland geholt werden.
Forderungen, den gesamten Milliardenschatz in heimischen Tresoren zu lagern, hatte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch eine Absage erteilt: „Auch in Zukunft wollen wir Gold an internationalen Goldhandelsplätzen halten, um es im Fall der Fälle binnen kürzester Zeit als Währungsreserve verfügbar zu haben.“ Der Bundesrechnungshof hatte „angesichts des hohen Werts der bei ausländischen Notenbanken gelagerten Goldbestände und der Tatsache, dass diese noch nie aufgenommen wurden“, regelmäßige Stichproben gefordert.