Investor freut sich auf Karstadt
Nicolas Berggruen übernimmt nach langem Poker die 120 Warenhäuser. Er ist „irrsinnig glücklich, dabei zu sein“.
Essen. Die 25.000 Karstadt-Beschäftigten können aufatmen: Der Weg für eine Rettung der insolventen Warenhauskette ist endgültig frei. Der Kaufvertrag mit Investor Nicolas Berggruen (49) kann in Kraft treten, weil der Finanzier nach monatelangem Ringen die Zugeständnisse bei den Mieten bekommt, die er zur Bedingung gemacht hatte.
Berggruen, Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg und Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen verkündeten die Karstadt-Rettung in einer Filiale auf dem Kurfürstendamm in Berlin. "Karstadt steht. Karstadt wird jetzt, glaube ich, ein sehr aufregendes Leben haben", sagte Berggruen. "Ich bin irrsinnig glücklich, dass ich dabei bin."
Insolvenzverwalter Görg erklärte, Berggruen habe "beharrlich, konsequent und verlässlich die Verhandlungen geführt". Besonders erfreut zeigte er sich, "dass ich die Rolle, die mir zugefallen ist, heute aufgeben kann. Die Schlüssel der Zentrale sollen am 30. September an Berggruen übergeben werden.
Ministerin Ursula von der Leyen sprach von einem "Tag der Freude" für den Konzern mit 25.000 Beschäftigten. Deren Jobs und 120 Filialen will Berggruen erhalten.
Das Konsortium High-street, dem 86 der 120 Karstadt-Häuser gehören, lässt Berggruen insgesamt 400 Millionen Euro an Miete nach. "Nun ist Herr Berggruen in der Pflicht, Kapital und Ressourcen einzusetzen und zu beweisen, wie sein Plan für Karstadt gelingen kann."
Der Milliardär, Sohn des legendären Kunstsammlers Heinz Berggruen, kauft Karstadt für einen Euro und will 70 Millionen investieren. Die Warenhauskette erhält damit anders als das frühere Schwesterunternehmen Quelle eine Chance. Der Versandhändler wurde nach gescheiterten Rettungsversuchen geschlossen.
In die Röhre guckt Berggruen-Widersacher Maurizio Borletti. Der Warenhaus-Unternehmer hatte auf ein Scheitern der Verhandlung gepokert. "Wir akzeptieren die Entscheidung, auch wenn unser Angebot das bessere war", sagte er enttäuscht.