Islands Premier verteidigt in Brüssel Makrelenfischerei

Brüssel (dpa) - Die EU und Island streiten öffentlich um die Makrelenfischerei.

Einen Tag nachdem die EU-Kommission dem Land mit Strafmaßnahmen wegen Überfischung gedroht hatte, lieferten sich Islands Premier Sigmundur David Gunnlaugsson und Kommissionschef José Manuel Barroso am Dienstag in Brüssel einen Schlagabtausch. Gunnlaugsson verteidigte die Fischereipolitik seines Landes.

Gunnlaugsson deutete an, mögliche Strafmaßnahmen wären nicht legal. „Ich denke, es dürfte unwahrscheinlich sein, dass solche Sanktionen angewandt werden - insbesondere Sanktionen, die nicht in Übereinstimmung mit der [Welthandelsorganisation] WTO und den EEA-Übereinkünften wären“, sagte Gunnlaugsson.

Als Mitglieder im Europäischen Wirtschaftsraum (EEA) haben Island, Liechtenstein und Norwegen leichten Zugang zum Binnenmarkt der 28 EU-Staaten.

Island könne der EU als Vorbild für schonenden Fischfang dienen, sagte Gunnlaugsson. „Wenn die Europäische Union ihre [Fisch-]Bestände genauso bewahren könnte wie es Island tut [...], würde dies den Wert der europäischen Fischerei enorm erhöhen - viel mehr als die Zahlen, über die wir reden, wenn es um die Makrelensache geht.“

EU-Kommissionschef Barroso bezeichnete die Makrelenbestände hingegen als gefährdet. „Wir wollen eine Verhandlungslösung und können deshalb einseitige Handlungen unserer Partnerstaaten nicht unterstützen.“ Island legt seine Quoten seit Jahren einseitig fest, weil es sich nicht mit der EU und anderen Anrainerstaaten auf abgestimmte Fangobergrenzen einigen kann.

Die Kommission berate jetzt über mögliche Gegenmaßnahmen. Seine Behörde kann zum Beispiel Schiffen unter der Flagge der betroffenen Staaten den Zugang zu europäischen Häfen verbieten oder den Import von Fisch einschränken. Barroso drängte auf eine rasche Lösung.

Auch bei der Frage eines isländisches EU-Beitritts mahnten Gunnlaugssons Brüsseler Gesprächspartner zur Eile. „Ich glaube, dass es in unserem gemeinsamen Interesse ist, eine lange Periode der Unsicherheit zu vermeiden“, sagte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy. Gunnlaugsson wollte sich aber nicht drängen lassen: „Wir werden sehen, wie sich das nach dem Herbst entwickelt“, erklärte er.

Dann soll das isländische Parlament über die Frage beraten. Die neu gewählte Mitte-Rechts-Regierung hatte im Mai die Gespräche über eine spätere EU-Mitgliedschaft ausgesetzt.