Prognose angehoben IWF sieht stärkeres Wachstum in Deutschland
Washington (dpa) - Die Erholung der Weltkonjunktur und die robuste Nachfrage im Inland treiben nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) das Wirtschaftswachstum in Deutschland stärker an als bisher angenommen.
Der IWF hob seine Konjunkturprognose leicht an. Die Bundesbank traut der deutschen Wirtschaft nach einem starken Jahresauftakt ein schwungvolles zweites Quartal zu, wie aus dem aktuellen Monatsbericht hervorgeht.
Deutschland kann dem IWF zufolge in diesem Jahr mit einer Steigerung seiner Wirtschaftsleistung um 1,8 Prozent und 2018 um weitere 1,6 Prozent rechnen. Das sind 0,2 und 0,1 Prozentpunkte mehr als in der letzten Prognose im April angenommen.
Der IWF erwartet damit für Deutschland allerdings ein etwas geringeres Wachstum als im Schnitt der gesamten Eurozone, wie aus dem jüngsten Ausblick der Organisation hervorgeht, der am Montag in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur vorgestellt wurde. Für alle Euroländer setzt der IWF leicht höhere Raten von 1,9 (2017) und 1,7 (2018) Prozent an, ebenfalls mehr als im April erwartet.
„Der Aufwärtstrend könnte stärker und nachhaltiger ausfallen“, hieß es mit Blick auf Europa. Grund für die verbesserten Aussichten seien Hinweise auf „mehr Schwung bei der Inlandsnachfrage als zuvor vorhergesehen“. Zuletzt hatte sich der Konsum im Inland als eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur erwiesen, das Bruttoinlandsprodukt hatte vergangenes Jahr um 1,9 Prozent zugelegt.
Bereits in seinem regelmäßigen Länderbericht Anfang Juli veröffentlichte der IWF seine Prognose für Deutschland. Die zunehmende Beschäftigung, etwas höhere Staatsausgaben und die anhaltend lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank dürften die heimische Nachfrage stützen, erklärten die Experten damals.
Nach Einschätzung der Bundesbank dürfte die deutsche Wirtschaft auch im zweiten Quartal „mit viel Schwung gewachsen sein.“ Neben dem starken privaten Konsum sehen die Experten auch zunehmend die Industrie als eine solide Stütze des Aufschwungs. „Die kraftvolle Industriekonjunktur entwickelt sich immer mehr zu einem Hauptmotor der gesamtwirtschaftlichen Expansion“, heißt es im Monatsbericht der Notenbank.
Immer mehr Konjunkturexperten hatten zuletzt ihre Prognosen erhöht - unter anderem das Ifo-Institut und das Wirtschaftsforschungsinstitut RWI. Forscher des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hatten sogar vor einer konjunkturellen Überhitzung gewarnt. Die Bundesbank rechnete für das laufende Jahr zuletzt mit einem Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,9 Prozent. Im kommenden Jahr sollen es 1,7 Prozent sein.
Getrieben wird die Entwicklung in Europas größter Volkswirtschaft nach Einschätzung des IWF nicht nur von der Nachfrage im Inland, sondern auch von der Erholung der Weltwirtschaft, von der Deutschlands Exporte profitieren. Deutschland exportiert derzeit deutlich mehr Waren als es importiert - das kann in anderen Ländern die Nachfrage nach heimischen Produkten schwächen. Der Handelsüberschuss wird auch von der US-Regierung unter Donald Trump scharf kritisiert. Kritiker fordern, dass etwa durch mehr heimische Investitionen Überschüsse im Außenhandel abgemildert werden sollen.
Beim weltweiten Wirtschaftswachstum bleibt der IWF bei seiner Annahme, dass das Wachstum um 3,5 Prozent in diesem und um 3,6 Prozent im nächsten Jahr zulegt. Für die USA schraubte der Fonds seine Erwartungen dagegen zurück. Die Entwicklung von Staatsausgaben und Steuereinnahmen in den Vereinigten Staaten sei derzeit „unsicher“.
US-Präsident Donald Trump hatte etwa Steuerreformen und höhere Investitionen in die Infrastruktur angekündigt - viele Details hierzu sind aber nach wie vor unklar. Für 2017 und 2018 erwartet der IWF nun ein US-Wirtschaftswachstum von jeweils 2,1 Prozent. Im April war er von 2,3 beziehungsweise 2,5 Prozent ausgegangen.