IWF stockt Kredite auf - Athen ringt mit Gläubigern
Washington/Athen (dpa) - Zur Eindämmung der Schuldenkrise wird weiter viel Geld in die Hand genommen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) will seine Hilfskasse um 500 Milliarden Dollar aufstocken.
Griechenland hofft weiter auf den Schuldenerlass von 100 Milliarden Euro. Die Zeit drängt.
Der Großteil des IWF-Geldes muss aber erst noch besorgt werden. Die Mittel sollen im Ernstfall für Kredite an angeschlagene Euroländer verwendet werden. In Griechenland ringen Gläubiger und Regierung weiter um die Bedingungen des zugesagten Schuldenerlasses in Höhe von rund 100 Milliarden Euro. Eine Einigung war am Mittwoch noch nicht absehbar.
An den Anleihemärkten wurde die Nachricht von den IWF-Plänen positiv aufgenommen. So gingen insbesondere die Risikoaufschläge für italienische Anleihen nach der Meldung zurück. Das schuldengebeutelte Portugal konnte sich kurzfristig problemlos Geld am Kapitalmarkt besorgen. Auch der Euro profitierte von den Nachrichten aus Washington und konnte zum Dollar zulegen.
Deutschland bleibt an den Anleihemärkten Profiteur der Krise. Bei einer Auktion von Schatzanweisungen mit zweijähriger Laufzeit konnte der Bund am Mittwoch 3,44 Milliarden Euro zum Mini-Zins von 0,17 Prozent aufnehmen. Experten erklären den anhaltenden Ansturm auf deutsche Schuldtitel mit der Suche der Anleger nach „sicheren Häfen“, in denen Mittel in Zeiten der Krise geparkt werden können.
Der IWF bezifferte seinen Finanzbedarf in den kommenden Jahren auf eine Billion Dollar. In der nun geplanten Aufstockung seiner Kreditkapazitäten um 500 Millionen Dollar (391 Mrd Euro) seien bereits zugesagte 200 Milliarden Euro der europäischen Staaten enthalten. Der Fonds prüfe nun Möglichkeiten, um die Ressourcen aufzustocken, hieß es weiter. Bisher hat der IWF Mittel in Höhe von 385 Milliarden Dollar zur Verfügung.
Die Fachagentur Bloomberg berichtete, der IWF dränge Länder wie China, Brasilien, Russland, Indien und Japan sowie reiche Ölstaaten zu einem Beitrag für die Aufstockung. Der Fonds wolle ein Ergebnis auf dem Treffen der G20-Finanzminister am 25. und 26. Februar erreichen.
Sollte es zu einer Aufstockung kommen, dann dürfte wohl vor allem Italien profitieren. Italien wäre zu groß, um durch die bisher üblichen Programme von EU und IWF abgesichert zu werden. Die Gesamtverschuldung des Landes liegt bei knapp zwei Billionen Euro.
Gelassen reagierten die Märkte auf die Drohung der Ratingagentur Fitch, die Kreditwürdigkeit aller sechs im Dezember unter verschärfte Beobachtung gestellten Euroländer herunterzustufen. „Wir erwarten, dass unsere Bonitätsüberprüfung bis zum Monatsende zu Absenkungen um ein bis zwei Stufen führen wird“, hatte Managing Director Edward Parker in Mailand gesagt. Fitch hatte die Euro-Mitglieder Spanien, Italien, Irland, Zypern, Belgien und Slowenien unter verschärfte Beobachtung genommen und überprüft seitdem deren Länder-Ratings.
Bereits am Freitag hatte die Agentur Standard & Poor's neun Euroländern schlechtere Noten für ihre Kreditwürdigkeit verpasst. In der Folge büßte auch der Euro-Rettungsschirm EFSF sein Top-Rating ein. Die Märkte reagierten kaum auf die erwarteten Herabstufungen.
Derweil geht die Zitterpartie in Griechenland weiter. In Athen gingen die Verhandlungen über den dringend nötigen freiwilligen Schuldenschnitt von rund 100 Milliarden Euro in eine neue Runde. Der Chef des Internationalen Bankenverbandes IIF, Charles Dallara, kam am Mittwochabend mit dem griechischen Ministerpräsidenten Lucas Papademos zusammen. Wie ein Sprecher des Regierungschefs der Nachrichtenagentur dpa sagte, wurde bei diesem Treffen kein konkretes Ergebnis erwartet. Aus Kreisen des Finanzministeriums hieß es, man hoffe auf eine Einigung „bis Ende der Woche“.
Papademos drohte unterdessen damit, private Gläubiger per Gesetz zum Forderungsverzicht zu zwingen. Falls keine Einigung zustande komme, könne das nicht ausgeschlossen werden, sagte Papademos der „New York Times“. Er zeigte sich aber mit Blick auf die Gespräche zuversichtlich. „Bedenkt man die Komplexität der Übung, würde ich sagen, wir sind sehr nah an einer Einigung.“
Papademos Äußerung bezieht sich auf den Umstand, dass ein Großteil der Anleihen nach griechischem Recht begeben wurde. Die Zahlungsbedingungen könnten demnach jederzeit geändert werden, schreibt die „Financial Times Deutschland“. Auch deshalb wollen die Gläubiger offenbar erreichen, dass neue Anleihen nach britischen Recht begeben werden.