IWF warnt China vor „rasant“ steigenden Unternehmensschulden
Peking (dpa) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist zunehmend über Chinas „rasant“ steigende Unternehmensschulden besorgt.
Das Land steuere auf „ernste Probleme“ zu, wenn es die hohe Verschuldung seiner Staatsfirmen nicht in den Griff bekomme, sagte der stellvertretende IWF-Chef David Lipton am Dienstag in Peking. Die zweitgrößte Volkswirtschaft müsse vor allem die Haushaltsdisziplin verbessern sowie die schwächsten Firmen umstrukturieren und „zum Teil schließen“, um deren Schulden unter Kontrolle zu bringen, sagte der IWF-Vize anlässlich einer jährlichen Überprüfung des Landes durch den Währungsfonds.
Mit einem Wert von 225 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) seien Chinas Gesamtschulden laut IWF zwar im internationalen Vergleich nicht ungewöhnlich hoch. Allein die Unternehmen seien jedoch mittlerweile mit einem Wert von 145 Prozent der Wirtschaftleistung des Landes verschuldet, wovon mehr als die Hälfte auf ineffiziente Staatsunternehmen entfalle.
In China steigen vor allem die Schulden staatlicher Industrieunternehmen seit Jahren, weil sie mehr Fabriken betreiben und Arbeiter beschäftigen als eigentlich nötig wären, um die Nachfrage zu decken. Peking hat zwar angekündigt, gegen diese Überkapazitäten vorgehen und Millionen Arbeitsplätze in der Kohle- und Stahlindustrie des Landes zu streichen.
Laut Lipton müsste das Tempo der Reformen jedoch „dringend“ beschleunigt werden, weil „Schwachstellen wachsen“ und Pufferzonen, um wirtschaftliche Schocks zu überstehen, schwinden. Aufgrund der jüngsten politischen Maßnahmen sieht Lipton zwar eine „kurzfristige“ Stabilisierung des Wachstums. Die mittelfristigen Aussichten blieben wegen „rasant steigenden Kredite, strukturellen Überkapazitäten und einem immer größeren und zunehmend undurchsichtigen Finanzsektor“ aber unsicher.
China war zuletzt mit 6,7 Prozent so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr gewachsen. Laut Schätzungen von Ökonomen dürfte die Gesamtverschuldung des Landes bis 2019 auf einen Wert von 283 Prozent des BIP steigen. Die Banken des Landes müssen sich deshalb in den kommenden Jahren auf eine steigende Zahl von Kreditausfällen einstellen.