Japans Wirtschaft doch nicht geschrumpft
Tokio (dpa) - Japans Wirtschaft hat ein Abrutschen in eine erneute Rezession vermieden. Nach revidierten Berechnungen der Regierung vom Dienstag legte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt zwischen Juli und September um eine hochgerechnete Jahresrate von 1,0 Prozent zu.
Zunächst war ein Rückgang von 0,8 Prozent errechnet worden. Das hätte eine technische Rezession bedeutet, da Japans Wirtschaft bereits im Vorquartal geschrumpft war, um 0,7 Prozent.
Bei einem Rückgang der wirtschaftlichen Leistung eines Landes in zwei oder mehr Quartalen in Folge sprechen Ökonomen von einer Rezession. Japan war erst im vergangenen Jahr in eine solche Situation geraten. Im Vergleich zum Vorquartal ergab sich diesmal ein leichtes Wachstum um 0,3 Prozent.
Die positive Nachricht verdankt Japan der Investitionsbereitschaft seiner Unternehmen. Hatte die Regierung zunächst einen Rückgang der Kapitalausgaben von 1,3 Prozent vermeldet, legten sie tatsächlich um 0,6 Prozent zu. Die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe hat die Wirtschaft immer wieder dazu aufgefordert, ihre hohen Mittel zu nutzen, um zu investieren und die Löhne anzuheben. Vor allem die Exportwirtschaft profitiert stark von dem schwachen Yen als Folge einer aggressiven Lockerung der Geldpolitik durch die Zentralbank.
Für die Regierung sind die neuesten Daten eine gute Nachricht, hatten Kritiker doch bereits die „Abenomics“ genannte Wirtschaftspolitik von Regierungschef Abe praktisch für gescheitert erklärt. Abe will Japan mit schuldenfinanzierten Konjunkturspritzen, einer Politik des billigen Geldes und Reformen aus der Stagnation und Deflation führen. Doch gerade bei den angekündigten Strukturreformen sehen Ökonomen weiterhin erheblichen Handlungsbedarf.
Auch wenn Japan ein erneutes Abrutschen in eine Rezession vermeiden konnte und zudem für das laufende Quartal ein moderates Wachstum erwartet wird, kommt die Konjunktur dennoch nicht richtig in Schwung. Das liegt unter anderem daran, dass die Verbraucher sparsam bleiben. Der private Konsum, der zu rund 60 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes beiträgt, stieg nach den revidierten Angaben lediglich um 0,4 Prozent zum Vorquartal. Zuvor hatten die Statistiker noch ein Plus von 0,5 Prozent errechnet.
Die Exporte legten nach den revidierten Berechnungen um 2,7 statt 2,6 Prozent zu, während die Importe unverändert um 1,7 Prozent anzogen.