Japans Wirtschaft lässt Rezession hinter sich

Tokio (dpa) - Japans Wirtschaft hat die Rezession zur Jahreswende hinter sich gelassen. Im Schlussquartal des vergangenen Kalenderjahres wuchs die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt nach revidierten Berechnungen der Regierung um eine hochgerechnete Jahresrate von 0,2 Prozent.

Zuvor hatten die amtlichen Statistiker noch einen Rückgang der wirtschaftlichen Leistung um 0,4 Prozent ermittelt. Damit ging es nun erstmals seit drei Quartalen mit Japan wieder bergauf. Die Unternehmen und privaten Haushalte fassen allmählich wieder Mut. Der größte Feind bleibt jedoch die Deflation.

Auch die Zentralbank hat ihre Einschätzung der wirtschaftlichen Lage angehoben und befindet in ihrem jüngsten Monatsbericht, dass die konjunkturelle Abschwächung nun gestoppt sei. Dennoch wird erwartet, dass der nominierte neue Chef der Notenbank, Haruhiko Kuroda, bereits in Kürze die geldpolitischen Zügel weiter drastisch lockern wird. Seit der neue Ministerpräsident Shinzo Abe ungeachtet der gigantischen Staatsverschuldung von 240 Prozent des Bruttoinlandsprodukts große Konjunkturpakete auflegt und die Zentralbank zwingt, fast unbegrenzt Geld zu drucken, gibt der Yen deutlich nach. Das entlastet die japanischen Exportunternehmen.

Der Dollar zog am Freitag in Tokio auch aufgrund von positiven Konjunkturaussichten in den USA im Vergleich zum Yen auf den höchsten Stand seit 43 Monaten an. Auch der Euro legte zu. International hat sich Abe damit jedoch scharfe Kritik eingehandelt, in die am Freitag auch das benachbarte China einstimmte: „Jede größere Abwertung einer der bedeutenden Währungen wie des japanischen Yen, des US-Dollar oder des Euro bedeutet große Probleme für China und andere Schwellenländer“, sagte der chinesische Handelsminister Chen Deming am Rande der laufenden Tagung des Volkskongresses in Peking. Allerdings wird China seit Jahren vorgeworfen, mit einem künstlich niedrig gehaltenen Yuan die eigene Exporte anzukurbeln.

Kritik war zuvor auch aus Deutschland gekommen. Japans Regierung weist diese jedoch von sich. Einziges Ziel sei es, den Preisverfall zu stoppen. Tokios Börsianer bejubeln jedoch die „Abenomics“, wie die Wirtschaftspolitik des neuen Premiers genannt wird. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte schloss am Freitag über der psychologisch wichtigen Marke von 12 000 Punkten und liegt damit nun über dem Niveau vor dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers, der eine weltweite Finanzkrise ausgelöst hatte. Auch die privaten Haushalte, die mit ihren Ausgaben zu rund 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes beitragen, scheinen Abes Wachstumsversprechen zu vertrauen. Ihre Ausgaben stiegen im Januar unerwartet klar um 2,4 Prozent. Im Dezember waren sie noch gefallen.

Die Firmeninvestitionen sanken im Berichtsquartal zwar um 1,5 Prozent, doch nicht so stark wie zuvor berechnet (minus 2,6 Prozent). Analysten gehen nun davon aus, dass das wirtschaftliche Wachstum auch in den ersten drei Monaten des laufendes Jahres nicht zuletzt dank der durch den schwächeren Yen verbesserten Exporte anhält. Kritiker merken jedoch an, dass Japans Unternehmen zum Beispiel der Elektronikindustrie zwar durch die Yen-Schwächung entlastet werden. Auf Dauer aber würden sie dadurch nicht wettbewerbsfähiger.

Anstatt die Zentralbank zu gängeln und die Notenpresse auf Hochtouren laufen zu lassen, bis das Inflationsziel von zwei Prozent erreicht ist, müsse die Regierung strukturpolitische Reformen anpacken, so die Kritiker. Doch die sind weiterhin nicht in Sicht. Zudem wies Japan im Januar erneut ein Defizit in der Handelsbilanz aus und damit seit nunmehr drei Monaten, wie die Regierung am Freitag mitteilte. Derweil steigt die Staatsverschuldung weiter gefährlich an. Um sie zu niedrigen Zinsen zu finanzieren, zwingt Abe die Notenbank, immer mehr Staatsanleihen zu kaufen. Beobachter warnen jedoch, dass die Zinsen schneller steigen könnten als Abe erwartet.