Europas größter Versicherer Katastrophen werfen Allianz nicht aus der Bahn
München (dpa) - Die Allianz hat ein teures Katastrophenjahr gut überstanden. Europas größter Versicherer konnte die Kosten von Stürmen, Erdbeben, Waldbränden und sonstigen Naturereignissen durch gute Geschäfte in der Lebens- und Krankenversicherung und in der Vermögensverwaltung ausgleichen.
2017 stieg der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro, wie Vorstandschef Oliver Bäte am Freitag in München berichtete. Der Nettoprofit ging leicht um rund 2 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro zurück. Dennoch kündigte Bäte eine kräftige Dividendenerhöhung um 40 Cent auf 8 Euro an.
Angesichts der globalen Unsicherheiten und der kürzlichen Turbulenzen an den Kapitalmärkten gab Bäte für 2018 ein vorsichtiges Ziel aus: Der operative Gewinn soll zwischen 10,6 und 11,6 Milliarden Euro liegen. „Wir planen das bewusst konservativ“, sagte Bäte. „Wir müssen damit rechnen, dass es nach wie vor Korrekturen am Markt geben kann.“
Die Hurrikanserie in den USA und der Karibik, Waldbrände in Kalifornien und andere Naturkatastrophen kosteten das Unternehmen insgesamt 1,1 Milliarden Euro, dementsprechend schrumpfte der operative Gewinn der größten Allianz-Sparte Schaden- und Unfall kräftig um 7,5 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Dafür liefen die Geschäfte mit Lebensversicherung und privater Krankenversicherung sowie der Vermögensverwaltung umso besser.
Das von der Allianz für die Kundschaft verwaltete Vermögen stieg um 87 Milliarden auf knapp 1,5 Billionen Euro. Die lange schwächelnde US-Tochter Pimco hatte in den Vorjahren darunter gelitten, dass Anleger Geld abzogen, hat nun aber die Wende geschafft.
Und der Verkauf von Lebensversicherungen florierte ebenfalls, obwohl die Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank dazu geführt hat, dass Lebensversicherungen heute für die Kunden generell weniger attraktiv sind als in vergangenen Zeiten hoher Garantiezinsen. Die Beitragseinnahmen stiegen um 4,1 Prozent auf 67,3 Milliarden Euro.
In Sachen privater Krankenversicherung protestierte Bäte vorbeugend gegen die SPD-Forderung einer Bürgerversicherung: Lange Wartezeiten auf Arzttermine für Kassenpatienten würden durch Einführung einer Bürgerversicherung nicht kürzer. „Mit Sozialismus wird man das Problem nicht lösen.“ Stattdessen müssten sich AOK und andere Kassen besser organisieren.
In einer Hinsicht ist Allianz-Chef Bäte nach wie vor nicht fündig geworden: Die Suche nach einem geeigneten Übernahmekandidaten, um den Konzern zu vergrößern. Das Ziel hat Bäte nicht aufgegeben: „Wir würden gerne in der Sachversicherung weiter investieren.“ Doch die Preise für eine Übernahme seien momentan sehr hoch. „Man muss sehr vorsichtig sein.“ Derzeit läuft noch ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm, das für die Aktionäre segensreich sein soll, weil dadurch der Gewinn auf weniger Aktien verteilt wird und somit der Ertrag pro Papier steigen kann.
Als großes Ziel für das laufende Jahr verordnet Bäte den weltweit 140.000 Mitarbeitern „Kulturwandel“. Das bedeutet einerseits, dass die Vielzahl der verschiedenen Allianz-Policen und Tarife vereinfacht werden und die Produktivität steigen soll. Und andererseits machte Bäte in einer diplomatischen Formulierung den Führungsanspruch der Münchner Konzernzentrale deutlich: Die seit Jahrzehnten weitgehend unabhängig agierenden Führungskräfte der vielen Allianz-Landes- und Tochtergesellschaften sollen mehr und besser zusammenarbeiten.