Wirtschaft Kaufhof-Mutter steht zu Milliarden-Invest
Die Chefetage der Hudson Bay Company aus Kanada verbreitet trotz roter Zahlen Optimismus beim Ortstermin in Düsseldorf.
Düsseldorf. „Es waren aufregende Tage“, sagt Richard Baker, Verwaltungsratsvorsitzender der kanadischen Hudson Bay Company (HBC). Beim Besuch im Kaufhof an der Königsallee in Düsseldorf blickt er am Freitag darauf zurück, wie die Unternehmensgruppe — zu der auch Kaufhof gehört— erst rote Zahlen, dann den Hals-über-Kopf-Abschied ihres Europachefs verkünden musste. „Aufregend“ findet Baker aber trotzdem auch, was HBC gerade so stemmt. „Exciting“, „phenomenal“ und „fantastic“ — amerikanisch enthusiastisch erklärt er den deutschen Journalisten beim Ortstermin die Europastrategie für die nahe Zukunft. Und bekräftigt Investitionszusagen von einer Milliarde Euro.
Die Wahl fiel nicht zufällig auf Düsseldorf, wo gerade das Untergeschoss des Kö-Warenhauses groß umgebaut wurde, die Beauty-Abteilung im Erdgeschoss in diesem Jahr drankommt — ein Vorbildhaus für die deutschen Kaufhöfe soll es werden. Und gleich nebenan eröffnet HBC im Juni den Flagship-Store der Outlet-Marke „Saks off 5th“ im traditionsreichen Carsch-Haus. Vier weitere Filialen sollen in Deutschland 2017 an den Start gehen, auch die Modernisierung der Kaufhöfe schreitet voran — nur wohl etwas langsamer als geplant — und in München eröffnet nach Berlin ein großer Topshop. Allein zehn Hudson-Bay-Warenhäuser stehen zudem in den Niederlanden auf dem Plan. 400 Millionen Euro investiere man nur in diesem Jahr in Europa, knapp die Hälfte in Deutschland — und somit mindestens das Doppelte von dem, was zuvor je für die Kaufhöfe ausgegeben wurde, bekräftigt CEO Jerry Storch.
Die Chefetage aus Nordamerika bemüht sich, in Düsseldorf Aufbruchstimmung zu verbreiten, nachdem das Europageschäft im Geschäftsfjahr 2016/2017 rote Zahlen schrieb. Der Kaufhof immerhin pendelte sich auf dem Niveau ein, auf dem er sich auch vor der Übernahme durch HBC vor 18 Monaten bewegte. „Er macht sich nicht so, wie wir wollten — aber er macht sich okay“, so Storch. Jetzt soll es aufwärts gehen. „Der Fahrplan für unser Unternehmen ist Wachstum“, bekräftigt Baker. Neue Häuser sollen neue Umsätze bringen: Um 20 Prozent wollen die Kanadier ihre Verkaufszahlen in Europa in den kommenden zwei Jahren steigern. Deshalb werde man wohl auch mehr Personal einstellen, keinesfalls reduzieren, erklärt CEO Storch.
Und er bekräftigt die einstige Zusage der HBC, in fünf bis sieben Jahren eine Milliarde Euro in das Europageschäft zu investieren: „Wir werden jeden Euro dieser Milliarde ausgeben!“ Die Frage sei aber: wann und wofür. „Wir haben einige Projekte verschoben, andere dafür vorgezogen.“ Das sei die Firmenphilosophie der Hudson Bay Company: Viel ausprobieren, auch viele Fehler machen — dann schnell reagieren und es besser machen.
Dass die Wachstumsambitionen kein günstiges Umfeld finden, ist Storch bewusst: „Es sind komplizierte Zeiten für Warenhäuser auf der ganzen Welt.“ Weniger Frequenz in den Einkaufsstraßen, mehr Onlinehandel. Die Strategie, mit der es dennoch gelingen soll, umreißt er plakativ: „Neu, neu, neu, neu!“ Alles müsse neu sein. Die Häuser, die Ausstattung, die Internetauftritte, die Marken. „Die Warenhäuser müssen besser werden.“
Und dazu brauche man auch die beste Führung. Überraschend nahm in dieser Woche Kaufhof-Chef Olivier van den Bossche seinen Hut — auf eigenen Wunsch, wie es von den HBC-Chefs heißt. Ab Mai übernimmt Wolfgang Link HBC Europe. Er war früher Europachef der Spielwarenkette Toys R us. Ein hervorragender Stratege, lobt Storch. Und Deutscher. Das sei wichtig. Man habe keinen Amerikaner gewollt, um den deutschen Markt aufzumischen.