Kauflust der Verbraucher steigt
Nürnberg (dpa) - Die Konjunktur brummt, der eigene Arbeitsplatz scheint sicher, und auch eine Lohnerhöhung dürfte bald drin sein: Die Kauflaune der Verbraucher in Deutschland steigt wieder und ist so gut wie Ende 2007 - steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen zum Trotz.
Schon seit Monaten steigt die Stimmung der Verbraucher beständig an, nur im Dezember gab es eine kleine Verschnaufpause. Nun zeigt das Konsumklima-Barometer der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erneut eine Besserung. Für 2011 stellten die Experten einen Anstieg des privaten Verbrauchs von mindestens einem Prozent in Aussicht. Zugleich warnten sie aber auch, dass die Schuldenkrise und mögliche höhere Inflationsraten auf Dauer die Kauflaune der Deutschen gefährden könnten.
Die auf den Konsum gestützte Binnennachfrage werde zu einem immer wichtigeren Faktor für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, erklärte die GfK am Dienstag in Nürnberg. „Die Konjunktur in Deutschland erhält neben dem Export ein starkes zweites Standbein und ist damit nicht ausschließlich von Erfolg oder Misserfolg der Ausfuhren abhängig.“
Die positive Entwicklung des Konsums soll sich sogar noch verstärken: „Er wird im Jahr 2011 deutlich anziehen und mindestens um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen“, kündigte GfK-Chef Klaus Wübbenhorst laut Redetext am Vorabend in Frankfurt an.
Das Plus beim Konsumklimaindex zu Beginn des Jahres liegt in erster Linie an der gestiegenen Anschaffungsneigung: Die anhaltende Belebung auf dem Arbeitsmarkt und die damit einhergehende schwindende Angst vor einem Verlust der eigenen Stelle stimulierten die Kauflaune. Zudem erwarten die Verbraucher den Angaben zufolge weiterhin eine sehr positive Entwicklung der deutschen Wirtschaft.
Die Entwicklung ihres persönlichen Einkommens sahen die rund 2000 Befragten allerdings nicht mehr ganz so optimistisch, der Wert sank auf hohem Niveau zum zweiten Mal in Folge. Die Einbußen beruhen laut GfK vermutlich darauf, dass mehr Verbraucher künftig Preissteigerungen befürchteten. Dennoch prognostiziert der Gesamtindikator für Februar 5,7 Punkte, nach revidiert 5,5 Punkten im Januar.
Mögliche höhere Inflationsraten sind nach Einschätzung des GfK- Experten Rolf Bürkl neben der Schuldenkrise derzeit auch die Hauptgefahr für den Konsum. Entscheidend seien dabei nicht nur harte Fakten - die amtliche Inflationsrate soll in diesem Jahr zeitweise über den angestrebten Maximalwert von zwei Prozent steigen -, sondern auch die „wahrgenommene Inflation“. Die Erfahrung lehre, dass übermäßige Preiserwartungen sich negativ auf die Anschaffungsneigung auswirkten, erläutete Bürkl in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Berechnungen der UniCredit Bank zufolge lag die „gefühlte Inflation“ im Dezember bei 3,25 Prozent, während die offizielle Inflationsrate lediglich 1,7 Prozent betrug. Der Grund: Vor allem Energie, Obst und Gemüse wurden teurer. „Das sind Artikel oder Güter, die relativ häufig gekauft werden, und allein aus dem Grund heraus bekommen dann sehr viele Verbraucher den Eindruck, alles würde teurer“, erklärte Bürkl. Würde sich zudem die Schuldenkrise verschärfen, könne dies spürbar auf die Stimmung der Verbraucher durchschlagen.
Doch noch stehen alle Zeichen auf Grün: Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erwartet 2011 ein Wachstum von 2,5 Prozent, nach einem Plus von 3,6 Prozent im vergangenen Jahr. Zwei Drittel des Wachstums seien auf die Industrie zurückzuführen, deren Auftragsbücher größtenteils gut gefüllt seien. Das Vorkrisen-Niveau dürfte demnach im Laufe des Jahres wieder erreicht werden.
Auch die Erholung der Weltwirtschaft macht unerwartet gute Fortschritte; dabei haben Schwellenländer die reichen Nationen weit abgehängt. Unter den Industriestaaten steht Deutschland mit am besten da, wie aus dem jüngsten Ausblick des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervorgeht, der am Dienstag in Johannesburg vorgelegt wurde.
Der IWF rechnet in diesem Jahr für Deutschland mit einem Wachstum von 2,2 Prozent. Die Weltwirtschaft soll 2011 um 4,4 Prozent zulegen - beide Werte wurden um 0,2 Punkte erhöht. Als Stolpersteine für die Weltkonjunktur listet der IWF die hohe Verschuldung vieler reicher Ländern, unerledigte Finanzreformen, die hohen Rohstoffpreise und die anhaltende Schwäche des US-Immobilienmarktes auf. Der IWF warnt insbesondere die USA, deren Neuverschuldung mehr als doppelt so hoch sei wie in Europa. Bleibe eine klare Strategie aus, könnte dies die US-Zinsen nach oben treiben, was ein globaler „Störfaktor“ für die Weltwirtschaft und Finanzmärkte werden könnte.