Klamme Griechen kaufen weniger deutsche Waren
Wiesbaden (dpa) - Mit dem Ausbruch der schweren Schuldenkrise hat das klamme Griechenland seine Einfuhren aus Deutschland stark zurückgefahren. 2010 kauften die Griechen deutsche Waren nur noch im Wert von rund 5,9 Milliarden Euro - ein sattes Minus von 10,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Dies berichtete das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden. Der Einbruch ist umso bemerkenswerter, da der deutsche Export in die EU insgesamt um 15,5 Prozent anzog. Im Ranking der deutschen Exportländer rutschte Hellas, das seit 2010 mit Milliardenhilfen vor der Pleite gerettet wird, von Platz 23 auf Platz 33 ab.
Mit einem Anteil von 0,6 Prozent an den Gesamtexporten spielt Athen nur eine untergeordnete Rolle für den deutschen Außenhandel. 2005 waren noch deutsche Waren im Wert von 5,6 Milliarden Euro nach Griechenland geschickt worden. Der Wert stieg kontinuierlich an und lag 2008 bei 7,4 Milliarden Euro. Dann folgten die Einbrüche zunächst 2009 und noch einmal stärker vergangenes Jahr.
Aus Griechenlands Exportperspektive ist die Krise im Handel mit Deutschland - dem wichtigsten Partner für den Außenhandel der Hellenen - auch klar erkennbar, allerdings geht es inzwischen wieder aufwärts. 2005 schickte Griechenland Waren im Wert von 1,7 Milliarden Euro zum Ausfuhrpartner Nummer eins. Bis einschließlich zum Jahr 2008 lag der Wert leicht höher - nämlich knapp unter der 2-Milliarden-Euro-Grenze. Im Krisenjahr 2009 kam der Einbruch, es summierten sich nur noch 1,7 Milliarden Euro - verglichen zu 2008 ein Minus von rund 11 Prozent.
2010 zog die Nachfrage der Deutschen nach griechischen Produkten wieder spürbar an - wenn auch das Niveau aus deutscher Sicht niedrig blieb. Die Einfuhren lagen mit knapp 2 Milliarden Euro um 13,4 Prozent über Vorjahr. Damit sind die Vorkrisenwerte fast erreicht.
Die Entwicklung passt ins Bild: Von Deutschlands wichtigstem EU-Handelspartner Frankreich flossen 2009 16 Prozent weniger. Andersherum bezog Frankreich auch 13 Prozent weniger deutsche Waren. 2010 gab es dann in alle Richtungen wieder ein zweistelliges Plus.
Von Griechenland nach Deutschland eingeführt wurden 2010 vor allem Arzneimittel (338 Millionen Euro), Früchte, Nüsse und Gemüse (299 Millionen Euro) sowie Bekleidung (172 Millionen Euro).
Unter den Waren „Made in Germany“ bevorzugten die Griechen Maschinen und mechanische Geräte (693 Millionen Euro) sowie elektrotechnische (653 Millionen Euro) und Medikamente (562 Millionen Euro). Dahinter folgen Kunststoffe und Kunststoffwaren (257 Millionen Euro). Der Einbruch der griechischen Nachfrage ist beim wichtigsten Posten Maschinenbau dramatisch: Nach 1,2 Milliarden Euro 2008 ergaben sich 2009 nur noch 933 Milliarden Euro. Die 693 Milliarden Euro aus 2010 sind gegenüber 2008 gut 40 Prozent minus.