Osten leidet am meisten Klau am Hof: Landmaschinen im Visier von Dieben

Erfurt (dpa) - Die Polizeimeldungen häuften sich zur Erntezeit: Von den Höfen landwirtschaftlicher Betriebe, aber auch von Feldern und Äckern verschwinden immer wieder Maschinen oder Teile davon.

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Vor allem der Osten der Bundesrepublik hat es den Dieben angetan, vermutlich sind die nahen Grenzen zu den osteuropäischen Staaten der Grund. Von dort vermutet die Justiz organisierte Banden.

„Bei den ermittelten Tätern handelt es sich um reisende Tätergruppen aus Litauen, Polen und Rumänien“, berichtet das Landeskriminalamt (LKA) Thüringen.

In dem ostdeutschen Bundesland bewertet das LKA das Phänomen Diebstahl von „Navigationsgeräten“ aus landwirtschaftlichen Maschinen seit dem vergangenen Jahr gesondert. 2016 wurden demnach acht Straftaten erfasst, in denen GPS-Empfänger, zugehörige Bordcomputer und Displays beziehungsweise komplette Lenkautomatiksysteme entwendet wurden.

Insgesamt wurden dabei zwanzig Traktoren und Mähmaschinen angegriffen, der Schaden betrug rund 240 000 Euro. Außerdem wurden drei komplette Traktoren mit hochwertiger GPS-Technik gestohlen, der Schaden lag bei rund einer Million Euro.

In diesem Jahr zeigt der Trend nach oben. „2017 ist ein Anstieg dieses Phänomens zu verzeichnen“, sagt LKA-Sprecherin Tina Büchner. Bis zum 10. November wurden 19 Straftaten erfasst.

Dabei wurden 50 landwirtschaftliche Maschinen aufgebrochen, der bis dahin erfasste Schaden beläuft sich auf etwa 520 000 Euro. „Wenn die beiden Komplettentwendungen aus dem Jahr 2016 nicht mit einbezogen werden, hat sich der Schaden in diesem Jahr bereits mehr als verdoppelt“, erklärt Büchner.

Das Problem macht aber nicht an der thüringischen Landesgrenze halt. In Sachsen-Anhalt verzeichnet das Landeskriminalamt seit drei Jahren Diebstahlsserien. Die Täter haben es auf komplette GPS-Systeme oder einzelne Komponenten wie Empfänger, Monitore und Rechner abgesehen, sagte LKA-Sprecher Andreas von Koß.

Auch die Technik für die Ausbringung von Düngemitteln wurde immer wieder gestohlen. Von Januar bis November wurden 24 Fälle registriert, in denen die Täter sich an den teuren Systemen aus Landmaschinen bedienten. Schwerpunkt sei der Süden Sachsen-Anhalts, wo mehr als die Hälfte der Fälle gemeldet worden seien.

Der Präsident des Deutschen Bauernbundes, Kurt-Henning Klamroth, ist daher sauer. „Na klar, klauen die hier. Vom Hof weg, vom Landmaschinenhandel oder wenn die Fahrzeuge abgestellt sind.“ Für die betroffenen Landwirte werde das sehr teuer, pro Maschine entstünde ein Verlust von etwa 20 000 Euro. Das GPS-System steuere die Landmaschinen, liefere eine exakte Positionsbestimmung und verarbeite digitalisierte Angaben über die jeweiligen Schläge, so der Präsident des Verbandes, der Landwirte in den ostdeutschen Bundesländern vertritt.

Auch in Niedersachsen vergreifen sich Diebe an Landmaschinen. Seit Jahresbeginn bis Mitte November wurden dort etwa 20 Fahrzeuge angegangen. Es sei aber davon auszugehen, dass pro Tat ein Schaden von 15 000 Euro entstanden ist, meint das LKA. Zudem belastet Landwirte nicht nur der Diebstahl etwa von Traktoren allein: Oben drauf kommen Folgeschäden durch Produktionsausfälle oder auch steigende Versicherungsprämien.

Andere Bundesländer scheinen die Diebe dagegen in Ruhe zu lassen. In Bayern wurde in diesem Jahr nur ein Fall gemeldet, in Mecklenburg-Vorpommern zwei. Und in Brandenburg hat der Diebstahl in der letzten Zeit schätzungsweise eher abgenommen, meint das Brandenburger LKA. Zumindest dort bleiben die Bauern oft verschont.