Konjunkturprobleme drücken HSBC zum Jahresende in die Verlustzone
London (dpa) - Die wachsenden Probleme in der Weltwirtschaft setzen Europas größter Bank HSBC unerwartet heftig zu.
Im Schlussquartal 2015 verbuchte das Institut nach Angaben vom Montag einen Vorsteuerverlust von 858 Millionen US-Dollar (773,8 Mio Euro) nach einem Gewinn von 1,7 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Das lag vor allem an der Vorsorge für faule Kredite, die um ein Drittel auf 1,6 Milliarden Dollar stieg.
HSBC (Hongkong & Shanghai Banking Corporation) trifft vor allem die Wirtschaftsabkühlung in Asien, wo die Bank einen Großteil ihres Geschäfts erzielt.
Auch der Verfall der Ölpreise macht HSBC zu schaffen: Weil viele Unternehmen der Branche schon pleite sind oder vor der Insolvenz stehen, rüstete sich das Institut für vermehrte Kreditausfälle. Zugleich betonte die Bank aber, dass das Engagement in dem kriselnden Sektor begrenzt sei. Die vergebenen Kredite beliefen sich auf insgesamt 29 Milliarden Dollar, das entspreche nur zwei Prozent ihres Risikos im Großkundengeschäft.
Die HSBC-Aktien fielen am Vormittag an der Londoner Börse um gut vier Prozent. Seit Jahresbeginn haben sie im Zuge des Verfalls der Börsenwerte von Banken knapp ein Fünftel an Wert verloren.
Das schwache Schlussquartal führte zu einem Rückgang des Nettogewinns im Gesamtjahr um gut ein Prozent auf 13,5 Milliarden Dollar. Trotzdem hielt die Bank an ihrem Versprechen steigender Dividenden fest. Für 2015 will sie nun 51 Cent je Aktie ausschütten, ein Cent mehr als ein Jahr zuvor.
Vorstandschef Stuart Gulliver will das Institut künftig noch stärker auf Asien ausrichten. Dabei soll die Bank aber ihren Sitz in London behalten. Vor einer Woche hatte das Institut nach fast einjähriger Prüfung eine Verlegung seiner Zentrale nach Hongkong verworfen.
Von ihren Mittelfrist-Zielen ist die HSBC noch weit entfernt: So sackte die Rendite auf das eingesetzte Kapital 2015 von 7,3 auf 7,2 Prozent ab. Mittelfristig will HSBC wie andere europäische Banken auf einen Wert von über 10 Prozent kommen. Um das zu schaffen, will die Bank ihre Kosten bis Ende 2017 um fünf Milliarden Dollar drücken und dazu weitere 25 000 ihrer gut 250 000 Arbeitsplätze streichen. Doch im vergangenen Jahren stiegen die operativen Kosten sogar um 5 Prozent auf gut 36 Milliarden Dollar, was vor allem an höheren Belastungen durch gestiegene staatliche Bankenabgaben lag.