Konsumklima: Dämpfer für Verbraucherstimmung
Nürnberg/Wiesbaden (dpa) - Der Höhenflug der Verbraucherstimmung in Deutschland scheint vorerst gestoppt. Zum ersten Mal in diesem Jahr hat das Konsumklima einen leichten Rückschlag erlitten, geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Konsumklimastudie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hervor.
Dennoch bewege sich die Konsumlaune der deutschen Verbraucher im Oktober weiter auf hohem Niveau - trotz der politischen Hängepartie nach der Bundestagswahl, betonten die Marktforscher am Donnerstag in Nürnberg.
Zwar beurteilten die Verbraucher die konjunkturelle Lage im Oktober etwas optimistischer als im Vormonat. Beim Einkommen rechnen viele Haushalte allerdings mit leichten Einbußen. Auch zögerten etwas mehr Verbraucher als im Vormonat mit größeren Anschaffungen berichtete die GfK. Der aus den drei Faktoren ermittelte Konsumklima-Index werde daher im November mit 7,0 Punkten um 0,1 Punkt unter dem Oktoberwert liegen.
Die Einkommenserwartung sank dagegen im Oktober bereits zum dritten Mal in Folge. Grund dafür sei eine leicht gestiegene gefühlte Inflation, vermutet die GfK. „Deutlich gestiegene Nahrungsmittelpreise verringern nach Ansicht vieler Konsumenten die Kaufkraft, so dass der Optimismus der Verbraucher etwas moderater ausfällt“, betonte die GfK. Mit einem Index-Wert von 32,7 Punkten (minus 3,5 Punkte) liege die Einkommenserwartung aber immer noch auf einem hohen Niveau.
Das gelte auch für die sogenannte Bereitschaft zu größeren Anschaffungen. Trotz eines Rückgangs von 0,6 Punkten liege der Indikator für die sogenannte Anschaffungsneigung im Oktober aber mit 44,4 Zählern nur knapp unter dem Spitzenwert des Vormonats. „Die Konsumlaune der deutschen Verbraucher bleibt weiter ungebrochen“, stellt die GfK fest.
Dazu trügen nicht zuletzt die geringen Zinsen bei, die vielen Verbraucher nicht nur das Sparen verleideten, sondern inzwischen auch den Kauf auf Pump ankurbelten. Nach einer GfK-Untersuchung nutzt derzeit jeder dritte Haushalt einen Ratenkredit für größere Anschaffungen, etwa für ein Auto, eine Einbauküche oder ein Fernsehgerät.
Inzwischen ist die leicht abgekühlte Verbraucherstimmung auch beim deutschen Einzelhandel angekommen. So sanken die Einzelhandelsumsätze im September im Vergleich zum Vormonat real um 0,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Dagegen hatten Ökonomen mit einem Umsatzanstieg von 0,4 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten die Einzelhändler dagegen ein Umsatzplus von real 0,2 Prozent. Auch hier hatten Analysten einen weitaus größeren Anstieg erwartet.
Unterdessen haben Konsumforscher vor Steuererhöhungen gewarnt, wie sie die SPD bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin fordert. „Steuererhöhungen drücken immer auf die Konsumstimmung“, warnte der GfK-Marktforscher Rolf Bürkl in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Verbraucher befürchten bei jeder Steuererhöhungsdiskussion sofort eine höhere finanzielle Belastung - egal, ob sie am Ende davon selbst betroffen sind oder nicht“, gab Bürkl zu bedenken.
Auch der von der SPD geforderte gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde stößt bei dem Konsumforscher auf eingeschränkte Zustimmung. „Aus der Sicht der Verbraucher ist das erst einmal gut. Trotzdem muss man dabei auch die mittel- und langfristigen Effekte untersuchen“, sagte Bürkl. Kurzfristig werde ein solcher Mindestlohn für höhere Einkommen sorgen. „Wenn dadurch aber langfristig Arbeitsplätze verloren gehen, weil die Lohnkosten sich für bestimmte Dienstleistungen nicht mehr rechnen, könnte das negativ auf die Konsumstimmung durchschlagen“, warnte Bürkl.