Krise im Euroraum belastet deutsche Exporteure
Wiesbaden (dpa) - Die deutschen Exporteure haben zum Jahresstart einen unerwartet herben Rückschlag hinnehmen müssen. Vor allem das Geschäft in der Eurozone verlief schwach. Insgesamt lagen die Ausfuhren im Januar 2,1 Prozent niedriger als im Dezember, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.
Das war der größte Rückgang seit August 2014. Bankvolkswirte hatten zwar mit einem Minus gerechnet, allerdings nur um 1,5 Prozent.
Auf Jahressicht sanken die Exporte um 0,6 Prozent auf 89,9 Milliarden Euro. „Das neue Jahr startet für den Außenhandel enttäuschend“, betonte Anton F. Börner, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA. „Die großen Zugpferde USA und China konnten die Einbrüche aus den anderen BRIC-Staaten (außer China noch Brasilien, Russland und Indien) sowie die anhaltende Wachstumsschwäche in der Eurozone nicht ausgleichen.“ Lediglich die Ausfuhren in die europäischen Länder außerhalb der Eurozone hätten ihr Wachstum auch im neuen Jahr fortsetzen können.
Der Rückschlag folgt allerdings auf ein kräftiges Jahresplus von 10,0 Prozent im Dezember. Für BayernLB-Ökonom Stefan Kipar sind die schwachen Januardaten daher „als kurzfristige Schwankung zu interpretieren“, die hauptsächlich einem Rückpralleffekt nach dem starken Vormonat zugeschrieben werden könnten: „Möglicherweise könnten zudem die Exporte in ölfördernde Staaten aufgrund des im Januar deutlich gesunkenen Ölpreises und der hohen Unsicherheit über dessen weitere Entwicklung kurzfristig gebremst worden sein.“
Die Einfuhren nach Deutschland gingen zum Jahresauftakt ebenfalls zurück, allerdings nur um 0,3 Prozent auf Monatssicht. „Der niedrige Ölpreis spielt hier eine direkte Rolle“, betonte Kipar. Denn das hat deutsche Energieimporte verbilligt. Im Vergleich zum Januar 2014 sanken die Importe um 2,3 Prozent auf 74 Milliarden Euro.
Besonders schwach präsentierte sich im Januar der Außenhandel mit anderen Euroländern. Die Exporte gingen binnen Jahresfrist um 2,8 Prozent auf 34,2 Milliarden Euro zurück, die Einfuhren lagen mit 32,2 Milliarden Euro sogar um 4,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Ein Lichtblick blieb die Entwicklung des Außenhandels mit EU-Ländern, die wie Polen oder Großbritannien nicht dem gemeinsamen Währungsraum angehören: Die Ausfuhren in diese Länder stiegen im Januar auf Jahressicht um 3,0 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro, die Einfuhren um 1,4 Prozent auf 14,8 Milliarden Euro.
Volkswirte sind trotz des schwachen Jahresstarts überzeugt, dass die deutschen Exporte in diesem Jahr erneut anziehen werden. Dafür sprechen etwa der schwache Euro und der niedrige Ölpreis, der die Konjunktur in wichtigen Absatzmärkten stützen dürfte. Ökonom Christian Schulz vom Bankhaus Berenberg rechnet zudem damit, dass das robuste Wachstum in den USA und Großbritannien sowie die wirtschaftliche Erholung im Euroraum die Ausfuhren befeuern werden.
Der Außenhandelsverband BGA hatte für 2015 ein Exportplus von 4 Prozent und damit einen weiteren Rekord vorhergesagt. Am Montag warnte Börner jedoch: „Trotz niedrigem Euro-Kurs ist der Exporterfolg kein Selbstläufer.“