Krisenfonds EFSF verdient Geld beim Schuldenmachen

ankfurt/Main (dpa) - Der Negativzins-Club im Euroraum erhält Zulauf: Nach Deutschland, den Niederlanden und Frankreich konnte Dienstag erstmals auch der Krisenfonds EFSF Geld mit der Ausgabe neuer kurzfristiger Schuldverschreibungen verdienen.

Auch Belgien gesellte sich zu der Gruppe der Länder, die auf Minusrenditen für ihre kurzfristigen Schulden kommen. Das heißt Anleger zahlen drauf, um Belgiens Staatshaushalt kurzfristig finanzieren zu dürfen. Euro-Krisenländer wie Spanien und Italien müssen dagegen weiter hohe Zinsen zahlen.

Als Grund für die starke Nachfrage nach Papieren bonitätsstarker staatlicher Schuldner gilt die Kombination aus Niedrigzinspolitik und üppiger Liquiditätsversorgung durch die Europäische Zentralbank (EZB). Sie erschwert Banken und Großanlegern die Suche nach Parkplätzen für überschüssige Mittel und drückt so die Renditen. Auch Spanien und Italien kamen zuletzt günstiger an frische Mittel - Experten sehen die Lage trotzdem weiter kritisch.

Der EFSF erzielte bei der Auktion eines sechsmonatigen Geldmarktpapiers eine negative Rendite von 0,0113 Prozent, wie die deutsche Bundesbank in Frankfurt mitteilte. Insgesamt drängten Anleger der Luxemburger Zweckgesellschaft 1,49 Milliarden Euro auf. Der EFSF finanziert im Auftrag der Euro-Gemeinschaft die Anpassungsprogramme in den Krisenländern unter dem Rettungsschirm.

Zuvor hatte sich auch Belgien im kurzen Laufzeitbereich zu negativen Zinsen frisches Geld bei Investoren besorgt. Bei einer Versteigerung von Geldmarktpapieren mit dreimonatiger Laufzeit lag die Rendite mit 0,016 Prozent im Minus, teilte die belgische Schuldenagentur mit. Insgesamt sammelte Belgien bei der Auktion am Dienstag wie geplant drei Milliarden Euro ein. Allerdings kamen auch zwölfmonatige Papiere unter den Hammer, bei denen die Rendite mit 0,04 Prozent noch leicht im positiven Bereich lag.

Das Kunststück, Anleger zur Kasse zu bitten, um den eigenen Staatshaushalt finanzieren zu lassen, hatte in der Vorwoche bereits Frankreich vollbracht. Deutschland und den Niederlanden gelingt dies schon länger. Um deutsche Papiere reißt sich der Markt sogar so sehr, dass der Bund derzeit für bis zu zwei Jahre keine Zinsen bieten muss.

Experten sehen bei den jüngsten Niedrigzins-Rekorden bei Geldmarktauktionen einen engen Zusammenhang zur jüngsten Leitzinssenkung der EZB. Das historisch tiefe Zinsniveau und der Nullzins für Übernachteinlagen bei der Zentralbank sorgen für enormen Anlagedruck der immensen überschüssigen Liquidität im Finanzsektor.

Die immer rareren Möglichkeiten, positive Erträge zu erzielen, sorgen zudem für eine Jagd nach Rendite, von der zuletzt auch die großen Krisenländer Italien und Spanien bei kurzlaufenden Papieren profitieren konnten. So sammelten Spanien am Dienstag und Italien am vergangenen Freitag zu deutlich günstigeren Konditionen frisches Geld bei Investoren ein als noch im vergangenen Monat. Am Dienstag holte sich der spanische Staat bei einer Auktion von Anleihen mit Laufzeiten von 12 und 18 Monaten 3,56 Milliarden Euro vom Kapitalmarkt, wie das Wirtschaftsministerium in Madrid berichtete. Die Renditen gingen zwar im Vergleich zu der vorigen Auktion im Juni deutlich zurück, markierten dennoch den zweithöchsten Stand seit Jahresbeginn.

Deshalb warnen Experten: Solange der Zugang zu langfristigen Krediten aufgrund des kaum tragbaren Zinsniveaus mehr oder weniger versperrt ist, bleibt die Lage der großen Krisenländer unverändert kritisch. So hat beispielsweise Italien seit mehr als einem Jahr keine Anleihen mit längerer Laufzeit als 15 Jahren am Markt platziert.

Zu welchem Ausnahmezustand die Nullzinspolitik der EZB führt, lässt sich auch an den Sekundärmärkten ablesen, wo umlaufende staatliche Schuldtitel gehandelt werden. Im Laufzeitbereich von bis zu zwei Jahren freuen sich neben Deutschland inzwischen auch die Niederlande, Finnland und Österreich über negative Renditen. Die Risikoprämie von Papieren aus Spanien steigen unterdessen weiter.