Krupp: Stahlriese zwischen Gut und Böse
Vor 200 Jahren wurde Krupp gegründet. Das Unternehmen ist geprägt von Triumphen und Fehlentscheidungen.
Essen. Schienen, Tauchkapseln und Kanonen, die bis Paris schießen — das Essener Stahlunternehmen Krupp hat in 200 Jahren praktisch alles gebaut, was sich in Metall denken lässt. Am Samstag feiert die Firma Geburtstag.
Krupp — das 1811 gegründete Familienunternehmen steht für den Mythos des „Made in Germany“ und zugleich für die düsteren Schatten über großen Unternehmen der deutschen Industrie. Auf der einen Seite Krupps nahezu märchenhafter Aufstieg durch technische Innovationen und Marktgespür: Allein in den letzten knapp 30 Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wuchs die Firma von 20 000 auf 80 000 Mitarbeiter. Zugleich war Krupp aber auch Waffenproduzent und stand eng, manchmal zu eng an der Seite der Mächtigen.
Krupp baute Waffen für das Kaiserreich und später — mit Tausenden Zwangsarbeitern — Granaten und Geschütze für den selbst ernannten „Führer“ Adolf Hitler.
Alfried Krupp musste dafür nach dem Krieg büßen. Er wurde 1948 in Nürnberg wegen „Plünderung“ und „Sklavenarbeit“ zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Vor dem Hintergrund des Koreakrieges kam er im Februar 1951 frei und holte 1953 Berthold Beitz (Foto: dpa) als Generalbevollmächtigten an die Spitze der Firma. Beitz ist heute noch mit 98 Jahren Vorsitzender der Krupp-Stiftung.
Die Krupp-Geschichte beginnt 1811: Weil Napoleon den Kontinent mit einer Handelssperre abschirmte, witterte Friedrich Krupp die Chance, mit dem bisher nur in England beherrschten Gießen von Stahl viel Geld zu verdienen. Wegen technischer Probleme versenkte er fast sein gesamtes Vermögen.
Der Eisenbahnboom und das Waffengeschäft brachte Friedrichs Sohn Alfred den Durchbruch. Er ließ 1875 die drei übereinandergelegten Ringe als Markenzeichen eintragen. Sie stehen für Alfreds wichtigste Erfindung: nahtlos geschmiedete Eisenbahnreifen, die weltweit reißenden Absatz fanden.
Für den Neustart nach 1945 — bald mit Beitz in zentraler Position — wandte sich Krupp von der Rüstung ab und setzte auf den Anlagenbau.
Da Alfrieds Sohn Arndt wenig Interesse an der Firma zeigte, überredete Beitz ihn 1967 zum Erbverzicht. Die Firma ging in den Besitz einer Stiftung über. Krupp übernahm 1992 den Dortmunder Konkurrenten Hoesch. 1999 gab es eine Fusion mit Thyssen.
Das Unternehmen ist heute mit knapp 180 000 Mitarbeitern groß genug, um am Weltmarkt mitzuhalten. Es heißt zwar ThyssenKrupp und nicht KruppThyssen, aber der Firmensitz ist in Essen — fast genau da, wo Friedrich die erste Gussstahlfabrik gegründet hatte.