Langsameres Wachstum: Maschinenbauer spüren Krisen

Frankfurt/Main (dpa) - Die Krisen der Weltwirtschaft in diesem Frühjahr haben auch beim deutschen Maschinenbau Spuren hinterlassen.

Zwar setzte die Schlüsselindustrie ihren Aufwärtstrend fort, das Tempo bleibe aber moderat, sagte der Chefvolkswirt des Branchenverbands VDMA, Ralph Wiechers, am Donnerstag in Frankfurt. Dennoch stellen die Unternehmen weiterhin neue Mitarbeiter ein.

Insgesamt gingen bei den mehr als 3 000 vor allem mittelständischen Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus im Mai real 21 Prozent mehr Aufträge ein als vor einem Jahr. Das Inlandsgeschäft stieg um 19 Prozent, das Auslandsgeschäft um 21 Prozent.

„Wir haben nach wie vor auch hohe Zuwachsraten im Vorjahresvergleich“, sagte Wiechers. Aber im Monatsvergleich bewege sich die Entwicklung nur noch seitwärts. „Das ist nicht verwunderlich, denn wir haben vielfältige Belastungen gehabt im ersten Halbjahr: Die arabische Krise, die Eurokrise, die japanische Krise.“ Wie in der Branche üblich kämen diese weltwirtschaftlichen Belastungen nun mit Verzögerung bei den Maschinenbauern an.

Der VDMA sieht in dem gedrosselten Wachstumstempo aber auch Gutes: „Eine weitere Überhitzung des Konjunkturmotors kann so vermieden werden.“ Denn speziell bei der Versorgung durch Zulieferer gebe es vom Stahl bis zum Chip bereits Engpässe.

Wegen der Krise im Euroraum bestellen die Schuldenländer Griechenland, Portugal und Spanien deutlich weniger deutsche Maschinen und Anlagen als im Vorjahr. Die Exporte nach Griechenland brachen in den ersten vier Monaten 2011 auf ohnehin niedrigem Niveau um ein Drittel ein, die nach Portugal um ein Fünftel. Andererseits profitieren die Maschinenbauer jedoch indirekt von der Krise, da sie den Euro auf den Auslandsmärkten tendenziell abwertet. „Das hilft uns, insofern sind wir etwas gespalten.“

Insgesamt kletterten die Ausfuhren der exportorientierten Branche weiter, und zwar um satte 20 Prozent. Die Ausfuhren in die Euroländer stiegen um 12 Prozent, die Exporte in den schon zuvor größten Exportmarkt China zogen nochmals sprunghaft um 47 Prozent an.

Trotz der Belastungen bleibt der Branchenverband bei der Prognose, wonach die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau im Gesamtjahr um 14 Prozent zulegen und die Unternehmen 20 000 neue Jobs schaffen werden. Im April waren in den Betrieben 920 000 Menschen beschäftigt - 7000 mehr als im Dezember 2010 und 20 000 mehr als ein Jahr zuvor.