Lettland: Das Euroland Nr. 18

Am 1. Januar führt Lettland die Währung ein. Die zwei Millionen Bürger sind von der Umstellung wenig begeistert.

Riga. Mit einem großen Feuerwerk in der Silvesternacht wird Lettland zum Jahreswechsel als 18. Land der Eurozone beitreten. Die europäische Gemeinschaftswährung löst den heimischen Lats ab. Damit sich die gut zwei Millionen Bürger an die neue Währung gewöhnen können, hat die Regierung im Dezember 800 000 „Starter-Kits“— Plastiktütchen mit je 45 Euromünzen (Foto: dpa) im Wert von 14,32 Euro — in Umlauf gebracht. Anders als bei der in Rekordzeit vergriffenen letzten Sonderprägung des Lats bildeten sich aber nur vereinzelt Schlangen vor den Bankschaltern, um die neue Währung in Empfang zu nehmen. Die Begeisterung der Bevölkerung hält sich deutlich in Grenzen.

Umso größer ist sie bei der Regierung des Landes. „Die Einführung des Euro wird positiv für Lettland sein, sie wird einen Beitrag für die Wirtschaft und das Wohlergehen der Menschen leisten“, beschreibt Noch-Ministerpräsident Valdis Dombrovskis die Vorteile. Für Zentralbank-Chef Ilmars Rimsevics bedeutet der Euro die vollwertige Teilnahme an der Wirtschafts- und Währungsunion und die „tiefgreifende und unwiderrufliche Integration Lettlands in Europa — nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch“.

Auch aus Brüssel wird die Euro-Einführung als „historischer Moment“ begrüßt. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem betonte, sie verstärke die Beziehungen zwischen dem kleinen Baltenstaat und der Eurozone zu einem Zeitpunkt der schrittweisen Erholung der Eurozone nach der Wirtschaftskrise.

Lettland war nicht von der Krise verschont worden. Zwischen 2008 und 2010 brach die Wirtschaftsleistung um gut 20 Prozent ein. Die Baltenrepublik konnte nur durch Hilfskredite der EU und des Internationalen Währungsfonds vor dem Staatsbankrott gerettet werden. Heute sind Haushalt und Wirtschaft nach einem radikalen Spar- und Reformprogramm wieder auf Kurs. Lettland erfüllt souverän die Beitrittsbedingungen und ist das wachstumsstärkste Land in der EU, leidet aber unter hoher Abwanderung.

Mit dem Versprechen „Euro. Lettland wächst“ versucht die Regierung, in Fernsehspots und Anzeigen der Bevölkerung die Währung schmackhaft zu machen. Doch die Letten bleiben skeptisch gegenüber dem Währungswechsel — sie fürchten steigende Preise und einen Identitätsverlust.