Lettland: Panik nach Gerüchten um Bankpleite
Riga (dpa) - Viele Letten haben am Sonntag an Geldautomaten der Swedbank eilig Geld von ihren Konten abgehoben: In sozialen Netzwerken war über angebliche Probleme der schwedischen Bank spekuliert worden.
Mittlerweile läuft die Suche nach den Verbreitern der Information.
Bis Montagmittag ließen sich die Kunden des landesweit größten Geldinstituts umgerechnet knapp 40 Millionen Euro auszahlen. Bank und Finanzaufsicht wiesen die Gerüchte vehement zurück.
Grund für das Verhalten der Sparer waren im Internet verbreitete Gerüchte, wonach die Bank in Schweden und Estland Probleme mit der Liquidität habe. Daraufhin bildeten sich am Sonntagabend in vielen lettischen Städten Schlangen vor den Automaten der Swedbank und anderer schwedischer Banken. An vielen Bankautomaten ging dabei das Geld aus. Mittlerweile seien die Automaten wieder aufgefüllt und die Lage habe sich beruhigt, so eine Banksprecherin.
Bereits am Sonntag wies Swedbank die Spekulationen gegenüber der baltischen Nachrichtenagentur BNS als absurd und vollständig unbegründet zurück. Vorstandsvorsitzender Maris Macinskis versicherte im lettischen Fernsehen, die Bank arbeite normal und alle Kunden hätten Zugriff auf ihre Konten. Die abgehobene Summe entspreche nur rund einem Prozent aller Einlagen. In Estland und in Schweden sei es nach Swedbank-Angaben nicht zu einer ungewöhnlich großen Anzahl von Abhebungen gekommen.
Die lettische Finanz- und Kapitalmarktkommission teilte mit, dass kein Grund zur Sorge um die finanzielle Situation der Bank bestehe. Auswirkungen auf das lettische Bankensystem drohten nur, wenn ausländische Anleger ihre Einlagen zurückziehen würden, sagte Kommissionsvorstand Ludmila Vojevoda am Montag.
Laut Zwischenbericht für das dritte Quartal 2011 verfügt die Swedbank über eine Kernkapitalquote von rund 15 Prozent; damit würde sie schon heute die von Schwedens Regierung geforderte Kernkapitalquote von zehn Prozent (ab 2013) beziehungsweise zwölf Prozent (ab 2015) erfüllen.
Ministerpräsident Valdis Dombrovskis sagte, durch absichtliche Falschinformationen solle die Lage in Lettland destabilisiert werden. Mittlerweile haben Staatsanwaltschaft und Polizei Ermittlungen aufgenommen. Dem Urheber drohen bei einer Überführung bis zu sechs Jahren Haft.
Der lettische Bankensektor wird von Banken mit schwedischen Eignern dominiert. Durch ihr starkes Kreditengagement hatte vor allem die Swedbank stark mit den Folgen der Finanzkrise zu kämpfen.