Linde-Chef verabschiedet sich mit Rekordjahr
München (dpa) - Linde-Chef Wolfgang Reitzle verabschiedet sich mit Rekordzahlen von der Spitze des Münchner Industriegase-Spezialisten.
Zwar hat der Manager erst am 20. Mai auf der Hauptversammlung des traditionsreichen Unternehmens seinen letzten großen Auftritt, die Bilanz des vergangenen Jahres präsentierte Reitzle aber bereits am Montag auf seiner letzten Pressekonferenz als Konzernchef.
Reitzle hinterlässt seinem Nachfolger ein bestelltes Haus. Trotz ungünstiger Vorzeichen durch den starken Euro hat Linde erneut ein Bestjahr verbucht.
Zwar fraßen die Währungseffekte im Schlussquartal die Zuwächse komplett auf, dennoch konnte der Konzern nicht zuletzt dank der milliardenschweren Übernahme von Lincare, einem Spezialisten für medizinischen Sauerstoff, 2013 mit Rekordwerten abschließen.
„Wir konnten uns ganz gut behaupten, obwohl die Rahmenbedingungen nicht günstig waren und unser Wachstum insbesondere im zweiten Halbjahr von Währungskurseffekten beeinträchtigt wurde“, sagte Reitzle. Doch er hat für seinen Nachfolger Wolfgang Büchele auch ein paar ehrgeizige Ziele gesteckt: Bis 2016 soll Linde ein operatives Ergebnis von mindestens fünf Milliarden Euro erreichen.
Das sei „zweifellos ambitioniert“, sagte Reitzle. Vor allem wenn die Währungseffekte sich so fortsetzten. Dann könnten die Ziele sogar ins Wanken geraten, denn bereits jetzt bremsten vor allem gegenüber dem Euro schwächelnde Währungen wie der australische Dollar, das britische Pfund sowie der US-Dollar die Entwicklung.
Langfristig werden sich das Engagement in den Wachstumsregionen, die derzeit unter den Währungsturbulenzen litten, aber für Linde mehr als auszahlen. „Wir sehen das sehr gelassen“, sagte Reitzle. „Auch in diesem Umfeld ist es uns gelungen, eine hohe Ertragskraft zu wahren.
Dazu soll auch ein Sparprogramm beitragen, dass Reitzle dem Konzern bereits vor Jahren verordnet hatte. Im Vierjahreszeitraum 2013 bis 2016 sollen die Kosten um insgesamt 750 bis 900 Millionen Euro gedrückt werden. Vergangenes Jahr hatte Linde das operative Ergebnis um 7,6 Prozent auf knapp 4 Milliarden Euro gesteigert. Dabei kam Linde auch das kräftig ausgebaute Medizingeschäft zu gute.
Unter dem Strich blieb 2013 ein für die Aktionäre anrechenbarer Gewinn von 1,317 Milliarden Euro nach 1,232 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte um 5,2 Prozent auf fast 16,7 Milliarden Euro.
Auch die Aktionäre profitieren. Linde will die Dividende um gut elf Prozent auf 3,00 Euro je Aktie steigern. Erklären wird Reitzle dies den Aktionären im Mai noch selbst - dann übergibt er das Ruder an Büchele. Ob er nach der vorgeschriebenen Ruhefrist von zwei Jahren als Aufsichtsratschef zu Linde zurückkehren will, ließ Reitzle offen.
Das sei Sache des Aufsichtsrats. Er bleibe aber natürlich an Linde sehr interessiert. Reitzle ist bereits Aufsichtsratschef beim Autozulieferer Continental. Alles weitere werde sich später ergeben. „Ab dem 21. Mai, einen Tag nach der Linde-Hauptversammlung, kann ich ein selbstbestimmtes Leben führen. Da freue ich mich sehr drauf. (...) Und hören tu ich dann nur auf meine Frau und meine Hunde.“