Fusions-Pläne Linde und Praxair wollen „Zusammenschluss unter Gleichen“
München (dpa) - Trotz Widerständen bei den Arbeitnehmern treiben der Dax-Konzern Linde und sein US-Wettbewerber Praxair ihre geplante Fusion voran. Verhandlungsteams beider Unternehmen hätten nun eine Einigung über ein sogenanntes Business Combination Agreement erzielt - einen Geschäftszusammenschluss.
Das gab der Industriegase-Hersteller Linde in einer Pflichtmitteilung an die Börse bekannt. Allerdings müssen unter anderem noch die Praxair-Spitze sowie der Aufsichtsrat und Vorstand von Linde dieser Vereinbarung zustimmen. Die Unternehmen streben dabei einen „Zusammenschluss unter Gleichen“ an.
Vor der endgültigen Fusion muss zudem noch die Hauptversammlung bei Praxair grünes Licht geben. Erforderlich ist weiterhin, dass mehr als drei Viertel der Linde-Aktien in Papiere des neuen Konzerns umgetauscht werden. Auch eine Genehmigung der Kartellbehörden steht noch aus.
Im Dax bauten die Anteilsscheine des Münchner Unternehmens ihre zuvor schon deutlichen Gewinne nach der Mitteilung weiter aus und kletterten mit einem Plus von rund 4 Prozent an die Indexspitze. Die Aktien des Gasekonzerns Praxair erweiterten ihre Gewinne in New York auf zuletzt etwas mehr als 2 Prozent.
Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle will Linde mit dem US-Konkurrenten zum größten Gasekonzern der Welt verschmelzen und so ein geschätztes Einsparpotenzial von einer Milliarde Euro heben. Praxair-Chef Steve Angel soll das neue Unternehmen dann aus den USA führen. Die Konzernholding soll in Irland angesiedelt werden - das würde Steuern sparen, dürfte aber auch die Mitbestimmung schwächen. Die IG Metall kritisiert das Vorhaben scharf, auch Beschäftigte demonstrierten.
Reitzle hatte die Pläne vor rund zwei Wochen auf der Hauptversammlung gegen scharfe Kritik von Aktionärsvertretern verteidigt. „Wir machen aus zwei guten Unternehmen ein Weltklasse-Unternehmen“, hatte der frühere Linde-Vorstandschef für die Fusion geworben.
Die 8000 Linde-Mitarbeiter in Deutschland sind nach Konzernangaben bis Ende 2021 vor Kündigungen geschützt. Mit dem Zusammenschluss sollen vor allem Doppelfunktionen eingespart werden. Gewerkschaften und Betriebsrat fürchten trotz der Beteuerungen der Führung einen massiven Stellenabbau und den Verlust der Mitbestimmung.