Lokführerstreik nach neuem Bahnangebot ungewiss

Berlin/Frankfurt/Main (dpa) - Nach einem neuen Tarifangebot der Deutschen Bahn ist ein Streik der Lokführer in den nächsten Tagen ungewiss. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ließ am Dienstag zunächst offen, ob sie die Offerte als Grundlage für neue Verhandlungen akzeptiert.

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Die Bahn hatte zuvor eine 100-prozentige Einkommensgarantie für Lokführer angeboten, die als Folge „traumatischer Ereignisse“ ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Das betrifft jene, die mit ihrem Zug Selbstmörder überfahren haben.

Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky hatte vor dem Angebot mit einem Streik ab 16. Januar gedroht, sollte die Bahn die Forderung nach einer speziellen Lokführer-Versicherung gegen Berufsunfähigkeit nicht erfüllen. Damit will die GDL alle Lokführer gegen Einkommenseinbußen absichern, wenn sie aus Gesundheitsgründen fahruntauglich werden und auf einen anderen Arbeitsplatz wechseln müssen. Aus Sicht der GDL sollte allein die Bahn die Versicherungsprämien zahlen. Das bundeseigene Unternehmen lehnte eine solche Versicherung am Dienstag als zu teuer ab.

Die Gewerkschaft bestätigte den Eingang des Tarifangebots. „Wir werden es detailliert prüfen und uns dann äußern“, teilte die Gewerkschaft in Frankfurt mit. Sie ließ offen, wann sie der Bahn antwortet und ob sie noch Anlass zu einem Streik sieht.

Die Bahn forderte die GDL zur Wiederaufnahme von Verhandlungen noch im Januar auf. Einen Mitarbeiterschutz wie bei der Bahn gebe es „nirgendwo auf der Welt“, sagte Personalvorstand Ulrich Weber. „Es gibt keinen Grund für Streiks.“

Das schriftliche Verhandlungsangebot, das die Bahn veröffentlichte, knüpfte sie an die Bedingung einer Vertragslaufzeit von fünf Jahren. In dem Brief warnte der Konzern die GDL davor, „einen irrwitzigen Streik vom Zaun“ zu brechen.

Eine Versicherung mit den von der GDL geforderten Merkmalen sei nach einer ersten Bewertung von Branchenexperten „überhaupt nicht zu erhalten“. Vor allem schlössen alle Versicherer eine 100-prozentige Absicherung der Betroffenen aus.

Der Prämienaufwand wäre im Verhältnis zum Effekt für die Mitarbeiter viel zu hoch, argumentierte Bahn-Verhandlungsführer Werner Bayreuther. Eine Versicherung, die annähernd dem geforderten Umfang entspreche, würde mindestens 40 Millionen Euro jährlich kosten unter der Annahme, dass - wie 2013 - jährlich etwa 150 Lokführer aus Gesundheitsgründen fahruntauglich werden.

Die Bahn sagte allen ihren rund 20 000 Lokführern „weiterhin die umfassende Beschäftigungssicherung“ zu, die alle übrigen Eisenbahner erhielten - auch wenn die GDL-Tarifkommission diese Ende November aus ihrem Forderungskatalog gestrichen habe. Dazu gehöre ein „arbeitslebenslanger Schutz vor Kündigung aus betriebsbedingten Gründen“ und eine Einkommenssicherung von mindestens 80 Prozent des bisherigen Entgelts.