Lufthansa fiebert Riesen-Jumbo Boeing 747-8 entgegen
Everett (dpa) - Die Deutsche Lufthansa wartet sehnsüchtig auf ihren neuen Riesen-Jumbo 747-8 „Intercontinental“. Hersteller Boeing präsentierte den runderneuerten und vergrößerten Konkurrenten des Airbus A380 am Sonntag.
Die Lufthansa ist der erste Kunde der je nach Ausstattung um 51 auf 467 Plätze gewachsenen Maschine. „Wir freuen uns darauf“, sagte der Leiter des Flottenmanagements, Nico Buchholz, bei der Feierstunde auf dem Werksgelände in Everett nahe Seattle, an der rund 10 000 Menschen teilnahmen.
Die Lufthansa habe bei der Konzeption eng mit Boeing zusammengearbeitet, erläuterte Buchholz. Die Frankfurter haben insgesamt 20 Maschinen bestellt und behalten sich vor, 20 weitere abzunehmen. Die Lufthansa ist damit der mit Abstand größte Kunde. Insgesamt hat Boeing bis dato 33 der Passagiermaschinen losschlagen können.
Der neue Jumbo ist knapp sechs Meter länger, besitzt ein neues Cockpit und eine neue Inneneinrichtung und ist dank neuer Triebwerke und einem neuem Flügelprofil auch leiser und spritsparender als die Vorgängertypen. Boeing verspricht 16 Prozent weniger Verbrauch.
Wie beim kleineren 787 „Dreamliner“ war auch die Entwicklung des neuen Jumbos von technischen Schwierigkeiten überschattet. Boeing kalkuliert mit Mehrkosten von 1 Milliarde Dollar. Die Maschine liegt etwa anderthalb Jahre hinter dem Zeitplan zurück. Ab Mitte 2011 wird die Frachtversion ausgeliefert. Ab 2012 wird dann die von der Lufthansa bestellte Passagiervariante mit dem Namenszusatz „Intercontinental“ in Dienst gehen.
„Das ist das größte Flugzeug, das wir jemals gebaut haben“, sagte der Chef von Boeings Verkehrsflugzeug-Sparte, Jim Albaugh. „Das Flugzeug wird die Welt wieder verändern.“ Bei seinem Erstflug 1969 war der Jumbo der größte Passagierjet und sollte es für fast 40 Jahre bleiben - bis Airbus mit dem A380 auftauchte. Auch wirtschaftlich war der Jumbo ein Erfolg: Bis heute haben 1418 Maschinen die Werkshallen verlassen.
Das letzte Mal hatte Boeing den Jumbo-Jet Mitte der achtziger Jahre im größerem Umfang modernisiert und als 747-400 auf den Markt gebracht. Die Lufthansa fliegt 30 Maschinen dieses Typs mit Platz für je 352 Passagiere. Die 747-8 „Intercontinantal“ wird bei den Frankfurtern rund 380 Sitzplätze haben. Zum Vergleich: Der A380 nimmt mit der Lufthansa-Bestuhlung 536 Passagiere auf.
Der Riesen-Jumbo unterscheidet sich von seinem Urahn äußerlich vor allem durch das verlängerte Oberdeck. „Es ist eine Oase in der Luft - mit viel Platz zum Entspannen“, sagte die verantwortliche Boeing-Managerin Elizabeth Lund. Im Gegensatz zum Airbus A380 ist der Jumbo-Jet allerdings nicht durchgängig zweistöckig.
Zuletzt hatte der Jumbo an Auftrieb verloren. Im vergangenen Jahr verließ nicht eine einzige Maschine die Werkshallen. Entweder warteten die Airlines auf den Nachfolger, griffen zu den etwas kleineren Typen Boeing 777 oder dem Airbus A340 oder wählten direkt den gigantischen A380. Auch jetzt hält sich die Begeisterung für den runderneuerten Jumbo in Grenzen. Neben der Lufthansa hat Korean Air noch fünf Maschinen bestellt, die restlichen acht Kunden verrät Boeing nicht.
Die Frachtversion 747-8F ist mit 74 Bestellungen deutlich beliebter. Das Modell hatte Anfang 2010 seinen Erstflug absolviert und bringt gerade seine letzten Flugtests hinter sich. Damit ebnet der im wesentlichen baugleiche Frachter dem Passagierjet den Weg zur Flugerlaubnis. In einigen Wochen soll die 747-8 „Intercontinental“ dann erstmals selbst abheben.