„Manager Magazin“: Abu Dhabi will bei Daimler aussteigen
Hamburg/Stuttgart (dpa) - Der Autobauer Daimler könnte einem Medienbericht zufolge seinen Großaktionär Abu Dhabi verlieren. Der Staatsfonds Aabar wolle sein Engagement bei den Schwaben beenden, berichtet das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Konzernkreise.
Derzeit liefen die Verhandlungen über die Modalitäten des Ausstiegs. „Uns ist nichts bekannt, dass Aabar seinen Anteil reduzieren will“, sagte ein Daimler-Sprecher am Donnerstag in Stuttgart. „Es hat auch keine Gespräche darüber gegeben.“
Dem Bericht zufolge will sich Aabar aus der Daimler AG, dem Formel-1-Rennstall des Autokonzerns und auch dem gemeinsamen Investment beim Elektroautobauer Tesla zurückziehen. Die Daimler-Aktie drehte nach der Meldung ins Minus.
Aabar war während der Wirtschaftskrise vor drei Jahren mit gut 9 Prozent bei Daimler eingestiegen und damit auf einen Schlag zum größten Aktionär der Schwaben geworden. In die Kassen des damals arg gebeutelten Autobauers flossen rund zwei Milliarden Euro.
Der Vorstand der staatlich kontrollierten Investmentfirma Aabar, Khadem Al Qubaisi, hatte damals bei einem Besuch in Stuttgart betont, der Staatsfonds wolle sich nicht nur kurzfristig bei Daimler engagieren: „Das ist eine langfristige Investition. Wahrscheinlich so lange wie es Abu Dhabi gibt.“
Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte sich damals erleichtert gezeigt, dass Daimler einen langfristigen Schlüsselinvestor bekam. Vor dem Einstieg Abu Dhabis hatte Daimler mit Kuwait nur einen Großaktionär, dieser hält derzeit 6,9 Prozent der Anteile. Im Zuge der 2010 eingegangenen Partnerschaft mit der Renault-Nissan-Allianz erwarb diese außerdem 3,1 Prozent an Daimler.
Die übrigen Anteile sind im Streubesitz. Bei einem großen Anteil an Streubesitz ist die Gefahr größer, dass Konzerne ins Visier von Finanzinvestoren geraten, die keine langfristigen strategischen Interessen verfolgen.
Aabar hatte zur Finanzierung des Einstiegs vor drei Jahren einen Teil der Aktien als Sicherheiten verliehen. Damit hat sich der Golfstaat aber nicht endgültig von diesen Anteilen getrennt. Die von der staatlichen Investmentgesellschaft International Petroleum Investment Company (IPIC) kontrollierte Firma ist weiter Eigentümerin der Papiere und hat ein Recht, diese wieder von den Banken und anderen Finanzinstituten zurückzuholen.
Am Formel-1-Team von Mercedes ist Aabar mit 40 Prozent beteiligt. Die gemeinsame Tesla-Beteiligung in Höhe von knapp acht Prozent teilen sich Daimler und Aabar im Verhältnis 60 zu 40. Vor wenigen Wochen hatte bereits der staatliche Energiekonzern Abu Dhabi National Energy seinen Anteil von sieben Prozent an Tesla verkauft.
Bei Daimler hatten zuletzt die Deutsche Bank und das US-Geldhaus Morgan Stanley mitgeteilt, über Finanzinstrumente Zugriff auf große Aktienpakete zu haben. Die Deutsche Bank hielt zuletzt 0,06 Prozent der Daimler-Aktien und hat über Optionsgeschäfte Zugriff auf weitere 9,57 Prozent der Stimmrechte. Bei Morgan-Stanley sind es direkt 1,57 Prozent und über Finanzinstrumente die Möglichkeit auf weitere 8,6 Prozent.