Marke Praktiker ist erledigt

Das Unternehmen wird bald vom Markt verschwinden, weil sich kein Investor gefunden hat.

Hamburg. Für die Baumarkt-Kette Praktiker läutet endgültig die Totenglocke. Das Siechtum dauerte viele Jahre, etliche Ärzte erprobten verschiedenste Therapien. Doch der Patient wurde davon nicht gesünder, sondern immer schwächer. Am Mittwoch wurde klar: Praktiker kommt nicht mehr auf die Beine.

Die wochenlange quälende Suche nach einem Investor für den Konzern ist erfolglos geblieben. Niemand will Geld in ein dermaßen angeschlagenes Unternehmen stecken. Die Marke ist erledigt.

Die einstmals drittgrößte Baumarkt-Kette in Deutschland wurde durch Managementfehler heruntergewirtschaftet. Über Jahre lockte Praktiker die Kunden mit Rabatten („20 Prozent auf alles, außer Tiernahrung“) in seine Läden — und erwarb sich mit dieser Strategie letztlich ein Billig-Image. Ein Teufelskreis, denn am Ende konnte die Kette auch keine höheren Preise mehr durchsetzen.

„Rabatte und Discounts bieten keinen ausreichenden Wettbewerbsvorteil in einer durch Preiskampf und Marketingdruck geprägten Branche“, sagt Manuel Jahn, Experte für Handelsimmobilien bei der Beratungsfirma GfK. Die Rabattstrategie war aber nur einer von mehreren Fehlern. Die Filialen waren oft zu klein und nicht produktiv genug.

Der Umsatz je Quadratmeter lag nach Einschätzung von Handelsexperten nur halb so hoch wie bei den besten Konkurrenten. Dazu kamen Fehler bei der Standortauswahl, der Sortimentspolitik sowie eine schwache Beratungsqualität.

Für die Baumarkt-Branche ist die Marktbereinigung eine Entlastung, denn sie ist längst überbesetzt, es gibt zu viele Baumärkte. Und sie werden immer größer. Der Umsatz der Bau- und Heimwerkermärkte wuchs seit 1999 um gut 20 Prozent auf 22,5 Milliarden Euro. Dagegen ging die Zahl der Märkte seit 2006 um 3,3 Prozent zurück.

Nun beginnt ein mühsamer Prozess, in dessen Mittelpunkt die insolvente Konzerntochter Max Bahr steht. Für die 132 Märkte unter diesem Label gibt es etliche Interessenten. Es könnten auch noch einige ehemalige Praktiker-Filialen unter das Dach von Max Bahr schlüpfen.

Richtig gut steht aber auch Max Bahr nicht da. Im Bericht über das erste Quartal wird ein Umsatz von 204 Millionen Euro ausgewiesen und ein operativer Verlust von 37 Millionen Euro. Einige der Standorte werden weiter betrieben — vielleicht als Baumärkte, als Textil-Outlet oder als Elektromarkt. Manche Mitarbeiter werden dort eine Beschäftigung finden. Wie viele lässt sich aber nicht sagen.

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