Markt für Luxusautos in China kühlt sich ab
Shanghai (dpa) - Der Markt für Luxuswagen in China kühlt sich ab. Nach Jahren satter Gewinne rechnen Autokonzerne in diesem Jahr auf dem größten Fahrzeugmarkt der Welt nur noch mit rund zehn Prozent Wachstum im Premiumsegment.
Trotz konjunktureller Unsicherheiten gingen Experten vor Beginn der internationalen Automesse an diesem Samstag in Shanghai aber von einem gut achtprozentigen Wachstum des chinesischen Gesamtmarktes in diesem Jahr aus. Volkswagen kündigte an, Milliarden in eine Umweltoffensive zu investieren und die Zahl der Mitarbeiter in China bis 2018 um 25 000 auf 100 000 auszubauen.
Der Marktführer wolle zwei Drittel seiner Investitionen in China in Höhe von 9,8 Milliarden Euro bis 2015 darauf verwenden, Modelle verbrauchsgünstiger und die Produktion nachhaltiger zu machen, sagte VW-China-Chef Jochem Heizmann vor Journalisten.
Der Benzinverbrauch aller angebotenen Modelle soll bis 2015 um weitere elf Prozent gesenkt werden. Die Fertigungskapazität soll bis 2018 von derzeit 2,6 Millionen auf vier Millionen Fahrzeuge im Jahr gesteigert werden.
In ein bis zwei Jahren sollen die beiden Gemeinschaftsunternehmen von Volkswagen auch Autos mit Elektroantrieb anbieten. Heizmann dämpfte aber allzu große Erwartungen auf eine breite Einführung des Elektroautos in China. Es seien noch enorme Investitionen in die Infrastruktur notwendig. Für Privatkunden in China sei es sehr schwierig, Elektroautos aufzuladen.
„In der privaten Nutzung wird es noch eine lange Zeit dauern, bis größere Volumen erreicht werden.“ Plug-in-Hybride mit Elektro- und Benzinmotor hätten eine viel größere Chance, sich schneller auszubreiten, sagte Heizmann.
In einer Weltpremiere stellte Mercedes vor Messebeginn seinen neuen Kompakt-SUV GLA vor. China-Vorstand Hubertus Troska kündigte an, die Geländelimousine der kompakten A-Klasse als viertes Modell auch in China produzieren zu lassen. Bislang rollen in China die C- und die E-Klasse sowie die größere Geländelimousine GLK vom Band.
Auf der Automesse in Shanghai sind bis 29. April fast 2000 Autohersteller und Zulieferer aus 18 Ländern vertreten. Rund 1300 Autos werden präsentiert, davon 111 Weltpremieren. 69 Konzeptautos und 91 Fahrzeuge mit alternativen Antriebsarten werden vorgestellt.
Die erfolgsverwöhnten deutschen Luxushersteller, die 80 Prozent des chinesischen Oberklassemarktes dominieren, müssen sich künftig in China wohl aber mit niedrigeren Zuwächsen zufriedengeben. Cui Dongshu von der Vereinigung der Personenwagenhersteller sagte der dpa, es sei mit einem Wachstum von zehn Prozent zu rechnen.
In den vergangenen zehn Jahren war das Premiumsegment mit 36 Prozent jährlich gewachsen, während der Gesamtmarkt um 26 Prozent zulegte. „Der Oberklassemarkt schwächt sich schon seit der zweiten Jahreshälfte 2012 ab und ist nicht mehr so heiß wie vorher“, sagte der Experte Jia Xinguang von China Auto Industry Consulting.
BMW-China-Chef Karsten Engel erwartet nur noch „ein höheres einstelliges oder niedriges zweistelliges Wachstum im Markt“. „Wir wollen aber etwas schneller wachsen“, betonte Engel. „Wir wollen Marktanteil gewinnen.“ BMW-Vertriebschef Ian Robertson sah eine Normalisierung des Marktes. Audi-China-Chef Dietmar Voggenreiter gab sich weiter optimistisch. Er sah noch „zusätzliches Wachstumspotenzial“, da der Anteil der Oberklassewagen am Gesamtmarkt in China noch niedriger sei als in anderen Ländern.
Die Unternehmensberatung McKinsey rechnet damit, dass der Markt für Oberklassewagen in China bis 2020 im Schnitt um zwölf Prozent im Jahr wachsen dürfte, während der Gesamtmarkt voraussichtlich um jährlich acht Prozent zulegen wird.