Massen-Kurzarbeit bei Heidelberger Druck
Heidelberg (dpa) - Nur zwei Jahre nach dem radikalen Konzernumbau tritt der angeschlagene Maschinenbauer Heidelberger Druck erneut auf die Kostenbremse. Das Unternehmen stellt nach anhaltenden Verlusten alle Bereiche und Produkte auf den Prüfstand.
Jeder zweite Mitarbeiter der rund 10 550 Beschäftigten in Deutschland soll in Kurzarbeit geschickt werden. „Es gibt keine Tabus“, sagte Vorstandschef Bernhard Schreier am Dienstag bei der Präsentation der Zahlen für das zweite Geschäftsquartal. Ein weiterer Personalabbau sei nicht auszuschließen. In der vergangenen Wirtschaftskrise hatte das Unternehmen, das derzeit etwa 15 800 Mitarbeiter beschäftigt, bereits rund 4500 Stellen gestrichen.
Unter dem Strich reduzierte der Druckmaschinenhersteller zwar seinen Verlust zwischen Juli und September von 36 Millionen Euro im Vorjahr auf 20 Millionen Euro. Um nachhaltig profitable Strukturen zu schaffen, soll wegen eingetrübten Konjunkturaussichten jedoch alles auf den Prüfstand kommen. Es sei derzeit keine Ende der Nachfrageschwäche abzusehen, sagte Schreier. Die Heidelberger wollen mit dem Programm innerhalb der nächsten zwei Geschäftsjahre das bisher angestrebte operative Ergebnis von 150 Millionen Euro erreichen. Details sollen im laufenden Geschäftsjahr 2011/12 erarbeitet werden.
Zugleich will das Unternehmen mit einer deutlichen Ausweitung der Kurzarbeit im zweiten Geschäftshalbjahr seine Kosten rasch senken. Betroffen ist die Hälfte der Belegschaft an allen Standorten in Deutschland. Bereits im Krisenjahr 2009 hatte das Unternehmen massiv auf Kurzarbeit gesetzt.
Das Ziel eines ausgeglichenen Vorsteuerergebnisses für das laufende Geschäftsjahr 2011/2012 (Ende März) hatte das Unternehmen schon Ende Oktober kassiert und dabei vorläufige Zahlen für das Quartal vorgelegt. Der Auftragseingang lag bei 668 Millionen Euro, der Umsatz bei 636 Millionen Euro.
Im ersten Geschäftshalbjahr erwirtschaftete das Unternehmen einen gegenüber dem Vorjahr nahezu unveränderten Umsatz von 1,18 Milliarden Euro. Der Verlust nach Steuern verringerte sich von 88 Millionen auf 66 Millionen Euro. Die Zahl der Beschäftigten sank um fast 450 auf 15 782 Mitarbeiter weltweit. In der vergangenen Wirtschafts- und Finanzkrise waren die Heidelberger bereits in heftige Turbulenzen geraten. Das Unternehmen hatte sich seine Finanzierung nur noch mit Bankkrediten und einer öffentlichen Bürgschaft sichern können.