Merck hält trotz Umsatzrekord an Sparprogramm fest

Darmstadt (dpa) - Trotz eines Umsatzrekords will der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck an seinem strikten Sparprogramm festhalten. „Wir konzentrieren uns auf eine Steigerung der Effizienz und der Senkung der Kosten“, sagte Merck-Chef Karl-Ludwig Kley bei der Bilanzvorlage.

Wettbewerber seien besser aufgestellt. Kley hatte schon öfter kritisiert, Bereiche seien aufgebläht. Weltweit hat Merck 40 000 Arbeitsplätze, in Deutschland fast 11 000. Wie viele davon auf der Kippe stehen, wollte Kley nicht sagen. Betriebsratschef Heiner Wilhelm meinte auf Anfrage: „Wir wollen Zahlen nicht öffentlich diskutieren. Wir wollen einen ergebnisoffenen Prozess.“ Mit Details ist laut Unternehmungsleitung in drei bis sechs Monaten zu rechnen.

Im Geschäftsjahr 2011 schaffte Merck einen Umsatz von 10,3 Milliarden Euro, das entspricht einem Anstieg von fast 11 Prozent. Der Gewinn ging wegen hoher Abschreibungen um 2,3 Prozent auf 617,5 Millionen Euro zurück. Das operative Ergebnis sank wegen Abschreibungen auf den US-Laborausrüster Millipore und das Pharmageschäft um rund 12 Prozent auf 985,1 Millionen Euro. Hier war mit 1,1 Milliarden Euro gerechnet worden, ursprünglich sogar mit bis zu 1,6 Milliarden Euro.

Beim Umsatz profitierte Merck von der breiten Aufstellung mit Chemie und Pharma. Außerdem ist Millipore 2011 erstmals vollständig in einem Geschäftsjahr verbucht. 2010 waren es sechs Monate gewesen.

Für die Dividende schlägt die Unternehmensleitung eine Erhöhung um 20 Prozent auf 1,50 Euro vor. Die Ausschüttung beziehe sich auf 2011, nicht auf zukünftige geplante Verschlankungen. „2011 war für Merck wirtschaftlich ein recht solides Jahr“, sagte Kley. „Wir sind heute gut aufgestellt. Aus der Position der Stärke wollen wir handeln.“

Im Verlauf des Geschäftsjahres 2011 hatte Merck bei der Bilanzvorlage vor einem Jahr klar geäußerte Prognosen wieder zurückschrauben müssen. Für die Aussicht auf dieses Jahr blieb das Unternehmen eher bei allgemeinen Äußerungen.

Umbau und Personalabbau würden Sonderkosten verursachen, die sich jetzt schwer voraussagen ließen. Die Gespräche mit den Vertretern des weltweit in 67 Ländern aktiven Unternehmens hätten begonnen. „Wir akzeptieren nur Zahlen, die sozialverträglich sind und die Zukunft von Merck gewährleisten“, sagte Betriebsratschef Wilhelm.

An der Frankfurter Börse gab die Aktie des DAX-Konzerns am Dienstag leicht nach. Nach Bekanntgabe der Zahlen und der Aussichten lag sie am Mittag bei rund 80 Euro, etwa 0,8 Prozent unter dem Wert des Vortages.