Milliarden-Vergleich im Madoff-Betrugsfall

Washington/New York (dpa) - Im Fall des Milliardenbetrügers Bernard Madoff haben Staatsanwaltschaft und Treuhänder den bisher größten Erfolg für die Opfer erzielt.

Die Geschädigten würden rund 7,2 Milliarden US-Dollar (5,4 Mrd Euro) aus dem Nachlass eines Investors erhalten, der über Jahrzehnte massiv von den Madoff-Machenschaften profitiert hätte, teilte der Treuhänder Irving Picard am Freitag mit.

Damit ist plötzlich ein Großteil des veruntreuten Geldes wieder da. Nach Schätzungen liegt der Schaden, den der Wall-Street-Schreck Madoff verursachte, bei rund 20 Milliarden Dollar. Picard versucht, den Betrugsopfern zumindest einen Teil dieser Summe zu ersetzen. Der 69-jährige Jurist überzieht dafür Finanzfirmen mit Klagen, die mit Madoff zusammengearbeitet hatten. Auch gegen Banken und Fonds geht er vor. Bislang hatte er so mehr als zwei Milliarden Dollar eingesammelt.

„Die Bedeutung des jüngsten Vergleiches kann gar nicht übertrieben werden, weil es signifikante Fortschritte in unseren Bemühungen zeigt“, sagte Picard in einer Mitteilung. Es sei ein gewaltiger Meilenstein erreicht worden.

Bei dem Investor, dessen Erben und verbundene Investoren nun zur Kasse gebeten wurden, handelt es sich Jeffry Picower. Der Milliardär war im Oktober letzten Jahres im Alter von 67 nach einer Herzattacke in seinem Pool ertrunken. Er soll das Geld, das nun fällig wird, in den vergangenen 20 Jahren aus Madoffs Firma abgezogen haben.

Picard war im Mai 2009 gegen Picower, der mit Unternehmen für Medizintechnik ein Vermögen machte, vor Gericht gezogen. Er sah es als erwiesen an, dass Picower von den illegalen Machenschaften Madoffs wusste. Die Anschuldigungen wurden nun gegen die Zahlung der Vergleichssumme fallengelassen.

Die 7,2 Milliarden setzen sich aus zwei Teilen zusammen: 5 Milliarden fließen direkt an Picard, 2,2 gehen an einen Opferfonds, den die US-Behörden eingerichtet haben. Picard will das erste Geld Anfang des kommenden Jahres auszahlen.

Picowers Ehefrau Barbara sagte laut der „New York Times“, der Vergleich zahle „jeden Penny zurück“, den ihr Mann in fast 35 Jahren durch Investitionen mit Madoff eingenommen habe. Sie nannte die Betrügereien als beklagenswert. Picard dankte der Witwe für ihre Hilfe bei der Einigung. Sie habe die Auswirkungen von Madoffs Verbrechen voll verstanden.

Nach jüngsten Schätzungen soll Madoff über Jahrzehnte hinweg bei mehreren tausend Investoren rund 20 Milliarden Dollar eingesammelt und in einer Art Schneeballsystem angelegt haben. Es war der größte Wirtschaftsbetrug der Geschichte. Der 72-Jährige wurde im Juni 2009 zu 150 Jahren Haft verurteilt. Die Strafe sitzt er in einem Bundesgefängnis in North Carolina ab.