Milliardenzukauf: Bayer plant Übernahme von Krebsspezialisten

Leverkusen (dpa) - Der Pharmakonzern Bayer will mit der milliardenschweren Übernahme des norwegischen Krebsmittelspezialisten Algeta seine Position im Geschäft mit Tumormedikamenten stärken. Die Leverkusener haben bereits ein vorläufiges Kaufangebot abgegeben.

Darin wird das norwegische Unternehmen mit umgerechnet knapp 1,8 Milliarden Euro bewertet, wie Algeta am Dienstag in Oslo mitteilte. Die Pläne befänden sich noch in einem frühen Stadium. Auch Bayer bestätigte den geplanten Coup. Zuvor hatte die „Frankfurter Rundschau“ (Dienstag) über den geplanten Kauf berichtet.

Bayer und Algeta arbeiten bereits seit 2009 bei Entwicklung und Vermarktung des Krebsmedikaments Xofigo zusammen. Das Mittel gilt als einer der großen Hoffnungsträger unter den neuen Pharmaprodukten des Leverkusener Konzerns. Insgesamt werden Xofigo Spitzenumsätze von mehr als einer Milliarde Euro pro Jahr zugetraut. Das Medikament ist ein sogenanntes „Alpha-Pharmazeutikum“, das in den Körper injiziert wird und von innen die Krebszellen mit radioaktiver Alphastrahlung bekämpft. Algeta forscht zudem noch an weiteren Medikamenten auf Basis des Alpha-Strahlers Thorium-227.

Dem Zeitungsbericht zufolge strebt Bayer eine Übernahme im gegenseitigen Einvernehmen an. Hersteller von Krebsmedikamenten sind derzeit bei großen Pharmakonzernen sehr beliebt. Einerseits steigt durch die Alterung der Bevölkerung die Zahl der Krebserkrankungen. Andererseits versprechen neue Behandlungsansätze hier auch lukrative Einnahmen. Deshalb drehte sich das Übernahmekarussell in der Branche besonders schnell.

Wie groß die Zukunftshoffnungen sind, spiegelt sich auch im angebotenen Kaufpreis wieder. Er liegt um ein Vielfaches über den Umsätzen des norwegischen Unternehmens. Dabei brachte die Vermarktung von Xofigo Algeta im dritten Quartal einen kräftigen Schub. In den ersten neun Monaten konnte das Unternehmen den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr auf 570 Millionen norwegische Kronen (69 Millionen Euro) verdreifachen und war dabei operativ profitabel. Das Unternehmen hatte zudem Ende September 1,47 Milliarden Kronen (178 Millionen Euro) in der Kasse.

Bayer verfügt im Gegensatz zur Konkurrenz über zahlreiche neue
Hoffnungsträger im Pharmageschäft. Erst Ende Oktober hatte
Konzernchef Marijn Dekkers die Umsatzlatte für die fünf neuen
Medikamente im laufenden Jahr auf rund 1,4 Milliarden Euro
leicht erhöht. Das Spitzenumsatzpotenzial der neuen Pharmaprodukte
veranschlagte er dabei weiter auf mehr als 5,5 Milliarden Euro. Dazu
zählen neben den Krebsmedikamenten Xofigo und Stivarga auch der
Gerinnungshemmer Xarelto, das Augenmedikament Eylea sowie das
Lungenhochdruckmittel Adempas.

Die Börse zeigte sich wenig beeindruckt von dem geplanten Bayer-Coup. Am frühen Nachmittag notierte die Aktie des Konzerns knapp unter dem Vortageskurs.