Moody's mit Rundumschlag gegen die Finanzindustrie
London/New York (dpa) - Wegen der anhaltenden Risiken in der Euro- Schuldenkrise nimmt sich die US-Ratingagentur Moody's in einem Rundumschlag fast die ganze Finanzindustrie vor. Zunächst stellte Moody's am späten Mittwoch die halbe Bankenwelt unter Beobachtung.
Am Donnerstag nahm sie dann auch die Versicherungsbranche ins Visier und stufte das Urteil über Finanzstärke und Kreditwürdigkeit etlicher Unternehmen ab, allen voran den italienischen Branchenriesen Generali. Moody's will die Kreditwürdigkeit von weit mehr als 100 Kreditinstituten überprüfen. Dabei handelt es sich vor allem um europäische Spieler wie die Deutsche Bank, die britische HSBC oder die Schweizer UBS.
Aber auch mehrere bedeutende Wall-Street-Häuser sind unter den Kandidaten für eine mögliche Herabstufung des Ratings, darunter Branchenprimus JPMorgan Chase, die Citigroup und Goldman Sachs. Als Grund für die geballte Aktion nannte Moody's die kurz- und langfristigen Auswirkungen der Schuldenkrise sowie die sich allgemein verändernden Finanzmärkte.
Der kritische Blick auf viele Versicherer wird ebenfalls mit der europäischen Staatsschuldenkrise begründet - und zwar direkt mit den Folgen, die diese für das Geschäft und die Geldanlagen für die Versicherer mit sich bringt. Zudem haben die Versicherer viel Geld bei den Banken angelegt, die ihrerseits viel Geld in europäische Staatsanleihen investiert haben.
Erst am Montag hatte die Agentur sechs Eurostaaten herabgestuft sowie die Topnoten von Frankreich, Großbritannien und Österreich infrage gestellt. Eine schlechtere Kreditwürdigkeit bedeutet dabei in der Regel, dass die Aufnahme von frischem Geld teurer und schwieriger wird. Deutschland als wirtschaftlich stärkster Staat in Europa war indes verschont geblieben.
Nichtsdestotrotz stellte Moody's auch mehrere deutsche Institute samt deren Tochtergesellschaften nun unter Beobachtung. Neben der Deutschen Bank samt der Postbank sind das die Commerzbank, die DekaBank, die genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ und WGZ, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die Landesbank Hessen-Thüringen sowie die Norddeutsche Landesbank. Hinzu kommen deutsche Tochtergesellschaften ausländischer Großbanken.
Für den italienischen Versicherer Generali setzten die Experten das Finanzstärke-Rating um eine Stufe von „Aa3“ auf „A1“ herab. Die Bonität bewerten sie mit „A2“ eine Stufe tiefer als bisher. Zudem droht eine weitere Verschlechterung. Bei der Allianz traf es die Italien-Tochter, für die es um eine Stufe auf „A1“ nach unten ging.
Für den Münchner Konzern insgesamt hielt Moody's das Finanzstärke-Rating mit „Aa3“ stabil, setzte jedoch den Ausblick auf negativ. Dies gilt auch für die Bewertung der Bonität, die die Agentur derzeit mit „Aa3“ einstuft. Daher muss die Allianz mittelfristig mit einer Abstufung rechnen.
Der französische Versicherer Axa („A2“) und der britische Mitbewerber Aviva („A1“) dürfen ihre Bonitätsbewertungen wie die Allianz vorerst behalten. Allerdings zeigt auch bei ihnen der Ausblick nun nach unten. Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte bereits Ende Januar ein ähnliches Urteil gesprochen.
Bei der Allianz macht den Analysten vor allem Italien Sorgen. Das Land stehe beim Münchner Konzern für ein Zehntel des Gewinns. Hinzu kommt nach Einschätzung von Moody's die Wirtschaftsentwicklung: In den wichtigsten Märkten der Versicherer dürfte es vorerst nur langsam aufwärts gehen.