Nach „Dreamliner“-Debakel: Airbus überholt Boeing
Chicago/Toulouse (dpa) - Der Auslieferungsstopp beim „Dreamliner“ macht dem Hersteller Boeing zu schaffen. Im ersten Quartal konnten die Amerikaner insgesamt 137 Maschinen ihrer verschiedenen Baureihen an die Kunden übergeben, wie die Firma am Donnerstag mitteilte.
Der europäische Erzrivale Airbus kam im gleichen Zeitraum auf 144 Auslieferungen. Im Vorjahreszeitraum war das Kräfteverhältnis noch andersherum. Doch während Airbus seine Auslieferungen um zehn Prozent steigern konnte, stagnierten sie bei Boeing. Zuvor hatte der US-Konzern seine Auslieferungen wegen der starken Nachfrage nach Verkehrsjets regelmäßig steigern können.
Statt 5 „Dreamlinern“ wie im Vorjahreszeitraum ging jetzt aber nur noch ein einziger der Langstreckenjets raus, bevor Mitte Januar zunächst ein Startverbot und dann ein Auslieferungsstopp verhängt wurde. Grund waren ein Feuer und ein Schwelbrand bei den Batterien zweier „Dreamliner“ japanischer Fluggesellschaften. Derzeit testet Boeing eine neue, sicherere Batteriekonstruktion.
Es ist jedoch davon auszugehen, dass Boeing den Rückstand bei den „Dreamliner“-Auslieferungen wieder aufholt, wenn die US-Flugaufsicht grünes Licht für das neue Batteriedesign gibt. Die Produktion der Langstreckenjets läuft unvermindert.
Der „Dreamliner“ findet trotz des Startverbots sogar noch Käufer. Der Flugkonzern IAG hat für seine Tochter British Airways weitere 18 der besonders sparsamen Maschninen bestellt. Der Listenpreis
liegt bei um die 4 Milliarden US-Dollar (3 Mrd Euro), wobei in der
Branche satte Rabatte üblich sind.
Die am Mittwochabend von IAG verkündete Bestellung kommt zu den
24 „Dreamlinern“ hinzu, die British Airways bereits im Jahr 2007
geordert hatte. Für seine spanische Tochtergesellschaft Iberia
stellte der Flugkonzern einen „Dreamliner“-Auftrag für einen späteren
Zeitpunkt in Aussicht. IAG war aus der Fusion von British Airways und
Iberia entstanden.
Beobachter werteten die Aussagen als Vertrauensbeweis für Boeing. Streng genommen ist es aber nicht der erste Auftrag für den
„Dreamliner“ seit dem Startverbot. American Airlines hatte
zwischenzeitlich eine Bestellung für 42 Maschinen des Typs
festgezurrt. Den Plan zum Kauf der Flugzeuge hatte die
Fluggesellschaft jedoch bereits 2008 verkündet.
Verkaufschlager von Boeing ist allerdings die kleinere 737 mit zuletzt 102 ausgelieferten Maschinen vor dem Großraumflieger 777 mit 24 Stück. Auch bei Airbus verkaufen sich die Mittelstrecken-Jets der A320-Baureihe mit Abstand am besten, während vom doppelstöckigen Flaggschiff A380 nur vier Stück an Kunden übergeben wurden.