Größter Radbauer der Welt Niederländische Fahrrad-Fusion geplant

Amsterdam (dpa) - Der niederländische Fahrradbauer Gazelle will seine Konkurrenten Sparta und Batavus übernehmen und damit nach eigenen Angaben zum größten Fahrradbauer der Welt aufsteigen.

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Das teilte der Eigentümer von Gazelle, die Pon Holding, in Almere bei Amsterdam mit. Sparta und Batavus gehören zur niederländischen Accell Gruppe, welche die Gespräche bestätigte. Das Familienunternehmen Pon bietet 845 Millionen Euro. Mit der Fusion will Pon wachsen, um im globalen Wettbewerb der Radhersteller zu bestehen - und einen Branchenriesen nach Umsatz schaffen.

Pon will dieses Jahr mit rund 800 000 verkauften Fahrrädern einen Umsatz von 700 Millionen Euro erzielen. Der Konzern ist mit 13 000 Mitarbeitern in 32 Ländern an vielen Radherstellern beteiligt, auch an „Derby Cycle“ aus dem niedersächsischen Cloppenburg. Die Firma ist für Marken wie Kalkhoff, Raleigh und Focus bekannt. Zum Portfolio von Pon gehört auch die kanadische Rennrad-Marke Cervélo.

Sicher ist der Deal zwischen Pon und Accell aber nicht. Es handele sich um ein nicht bindendes Angebot, erklärte Pon. „Es gibt keine Garantie, dass eine Transaktion aus den Gesprächen herauskommt.“

Accell ist mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro im Jahr 2016 deutlich größer als Pon und mit Marken wie Ghost und Haibike führend in den Niederlanden, Deutschland, den USA und Großbritannien. Binnen fünf Jahren soll der Erlös auf 1,5 Milliarden Euro steigen. Die Gruppe baut rund 1,5 Millionen Räder pro Jahr.

Zusammen würden Pon und Accell rund 2,3 Millionen Räder pro Jahr verkaufen und auf einen Umsatz von mittelfristig mehr als zwei Milliarden Euro kommen. Damit könnte der geplante neue Konzern den als Weltmarktführer geltenden taiwanischen Hersteller Giant übertreffen, der 2016 rund 1,75 Milliarden Euro Umsatz erreichte.

Der Fahrradmarkt wächst mit dem Trend zu mehr Gesundheit und profitiert von zunehmend teuren Modellen. Jüngere Menschen sehen das Auto weniger als Statussymbol an, vor allem in Großstädten steigen sie auf szenige Drahtesel um. Und ältere Menschen nutzen immer häufiger Elektro-Räder.

Allein in Deutschland gibt es laut Zweirand-Industrie-Verband (ZIV) 73 Millionen Fahrräder. Zwar sank 2016 der Absatz auch wegen schlechten Wetters auf gut vier Millionen Räder. Doch der Umsatz stieg um sieben Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Grund sind steigende Verkaufspreise, auch dank teurer E-Bikes. Im vergangenen Jahr kletterten sie im Schnitt auf 643 Euro pro Stück - ein Plus von 15 Prozent gemessen am Vorjahr. „Die Konsumenten geben immer mehr Geld für Fahrräder aus“, sagte ein ZIV-Sprecher.

Zugleich haben die Hersteller mit Kostendruck zu kämpfen. Viele Teile wie Rahmen werden in Asien oder Osteuropa hergestellt, in Deutschland beschränken sich viele Bauer auf die Montage. Viele der hierzulande verkauften Räder kommen aus Fernost. Unter der asiatischen Billigkonkurrenz leidet auch der Hersteller Mifa aus Sachsen-Anhalt, der 2014 Insolvenz anmelden musste und nun die Wende schaffen will.

Pon will dem Kostendruck Größenvorteile entgegenhalten, wie der Konzern erklärte: Mit dem Deal entstünde ein Unternehmen, das „genug Größe habe, um der langfristige Gewinner der Branche zu sein“.