Nord-Ostsee-Kanal für große Schiffe gesperrt

Kiel (dpa) - Für große Schiffe bleibt der Nord-Ostsee-Kanal voraussichtlich noch bis Ende übernächster Woche gesperrt. Wegen der defekten Schleusenanlagen in Brunsbüttel müssen sie den langen Umweg über den Skagerrak um Dänemarks Nordspitze herum nehmen.

Der Kanal gilt als die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Über die Kosten der Sanierung ist ein Streit zwischen Land und Bund entbrannt. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) fordert dringende Hilfe der Bundesregierung an.

Die rund 100 Jahre alten Schleusen müssen immer wieder repariert werden. Daraus resultieren beträchtliche Kosten für die Reedereien. Deren Schiffe warten oder müssen die rund 250 Seemeilen oder gut 460 Kilometer längere Passage über den Skagerrak wählen. „Wir bekommen jetzt die Folgen der über Jahrzehnte vernachlässigten Instandhaltung und aufgeschobenen Modernisierung, verbunden mit einem stetigen Personalabbau in der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, zu spüren“, heißt es in einem Brief Albigs an Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Er liegt der dpa vor.

Ramsauer müsse alles Notwendige veranlassen, um den Kanal in einen Zustand zu versetzen, der den Anforderungen der am meisten befahrenen internationalen Wasserstraße gerecht werde, schrieb Albig. Er sprach von einem unüberschaubaren Schaden der Wirtschaft in ganz Deutschland. „Dieser Schaden lässt sich nicht allein mit der Umleitung der Schifffahrt über Skagen begrenzen.“ Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) sprach von einem Skandal und Versagen des Bundesverkehrsministeriums.

Unterdessen laufen in Brunsbüttel parallel in beiden großen Schleusenkammern Reparaturarbeiten, sagte der Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes Brunsbüttel, Thomas Fischer, der dpa. Um den Schleusenbetrieb wieder zu ermöglichen, sollen bereits installierte Schleusentore miteinander ausgetauscht werden. Um die Wartezeiten der kleineren Schiffe zu verkürzen, prüft das Wasser- und Schifffahrtsamt, das Mitteltor der beiden großen Kammern zu nutzen. So könnten Schiffe mit einer Länge von bis zu 85 Metern durch die Schleusen in und aus dem Kanal fahren.

Aktuell können in Brunsbüttel nur die kleinen Schleusen genutzt werden. Deshalb kommen nur noch Schiffe bis 125 Meter Länge, 20,5 Meter Breite und einem Tiefgang von maximal 6,5 Metern in die international als Kiel-Canal bekannte künstliche Wasserstraße. Wegen eines Hydraulikschadens fällt in Brunsbüttel zunächst auch die Südkammer der kleinen Schleuse aus. Deren Nordkammer bleibt in Betrieb. Laut Wasser- und Schifffahrtsverwaltung muss ein Drittel der Schiffe, die sonst durch den Kanal fahren, den Umweg über Skagen nehmen. Damit entfällt für den Kanal 60 Prozent der Ladung.