Oligarch auf Einkaufstour: Michail Fridman übernimmt RWE Dea

Ein Russe übernimmt RWE Dea. Investition in die deutsche Erdgasförderung.

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Hamburg/Essen. Ein gutes Jahr hat der RWE-Konzern gebraucht, um seine Öl- und Gasfördertochter RWE Dea in Hamburg zu verkaufen. Den Zuschlag bekommen hat am Ende nicht die BASF-Tochter Wintershall, wie es Branchenbeobachter vermutet hatten, sondern der steinreiche russische Oligarch Michail Fridman. Das Vermögen des angeblich zweitreichsten Russen wird auf bis zu 15 Milliarden Dollar taxiert. Seine Holding Letter-One in Luxemburg verfügt nach eigenen Angaben über Mittel von 11,2 Milliarden Euro, die in Energiegeschäfte und Telekommunikation investiert werden sollen.

So konnte Fridman mit seinen Partnern für die RWE-Tochter mehr als fünf Milliarden Euro auf den Tisch legen. „Es ging beim Verkauf von RWE Dea vor allem um den Preis“, sagt Rainer Wiek vom Energie-Informationsdienst EID. „RWE braucht nichts so dringend wie Geld.“ Und Fridman hat Geld.

Dafür trennt sich der Essener Konzern von einer zuverlässigen Ertragsquelle. Ungefähr ein Viertel des Umsatzes von rund zwei Milliarden Euro bleibt bei RWE Dea als Gewinn hängen und fließt in die Kassen von RWE. Doch mit dem Verkauf entlastet sich der Konzern, der für das vergangene Jahr erstmals einen Verlust ausweisen musste, auf der Schuldenseite.

Fridman erhält damit nicht nur Zugriff auf Förderrechte, Lizenzen und Partnerschaften in mehreren Ländern Europas und Nordafrikas, in Turkmenistan und der Karibik, sondern auch auf die deutschen Energieressourcen. RWE Dea fördert einen beträchtlichen Teil des heimischen Öls und Gases. Einheimisches Öl, das vor allem von der Plattform Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer kommt, spielt für die Versorgung Deutschlands aber nur eine geringe Rolle. RWE Dea ist mit 50 Prozent an Mittelplate beteiligt und fördert dort jährlich mehr als eine Million Tonnen Öl.

Anders sieht es beim Gas aus, das durch die Krim-Krise ohnehin in den Blickpunkt geraten ist. Deutschland ist stark abhängig von russischen Lieferungen, versorgt sich jedoch zu zwölf Prozent selbst, im Wesentlichen aus niedersächsischen Gasfeldern. An der Förderung dort hat RWE Dea einen Anteil von 16 Prozent und ist damit die Nummer zwei unter den deutschen Gasförderern.