Opel: Störfeuer gegen Magna-Befürworter

Treuhand-Experten haben wenig Sympathie für das Konsortium.

Berlin. Bei der Suche nach einem Käufer für die General-Motors-Tochter Opel kommt unerwartetes Störfeuer für die Bundesregierung aus den eigenen Reihen. Die beiden offiziellen Vertreter von Bund und Ländern im Beirat der Treuhandgesellschaft, die bis zum Verkauf 65 Prozent der Opel-Anteile hält, haben sich in einer ersten Beratung gegen den favorisierten Autozulieferer Magna ausgesprochen. Manfred Wennemer, Ex-Continental-Chef, warb dem Vernehmen nach für eine Übernahme Opels durch den Finanzinvestor RHJ. Der Frankfurter FDP-Vorsitzende Dirk Pfeil ließ hingegen deutliche Sympathie für eine geordnete Insolvenz des Autobauers erkennen.

Eine Haltung, die im Umfeld von Wirtschaftsminister zu Guttenberg inoffiziell auf Verständnis trifft. Dort wird beklagt, dass auch der Interessent Magna "zu wenig Eigenkapital aufbringen will". Befürwortern des Magna-Deals, darunter SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier, Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten der vier Opel-Bundesländer, kommen die Äußerungen der wegen ihres unabhängigen Sachverstands bestellten Beiräte ungelegen. "Sie zeigen, wie windig das Geschäft für den Steuerzahler werden kann, wenn es schiefgeht", sagte ein FDP-Finanzexperte unserer Zeitung.

Die Treuhand wurde auf Wunsch der Bundesregierung installiert, um Opel aus dem Strudel der GM-Insolvenz herauszuhalten. Die Gesellschaft verwaltet die Mehrheit der Opel-Anteile und begleitet den Verkaufsprozess. Dabei soll sichergestellt werden, dass von dem Überbrückungskredit für Opel von Bund und Ländern in Höhe von 1,5 Milliarden Euro nichts vorab nach Amerika abfließt.

Unterdessen wurde ein Angebotsvergleich bekannt, den die Bundesregierung bei einer Investmentbank in Auftrag gegeben hat. Demnach seien alle drei Angebote im jetzigen Zustand ungeeignet, um Opel nach der Trennung von GM langfristig als eigene Marke zu etablieren, zitiert die "Financial Times Deutschland" aus dem Bericht der Investmentbank Lazard. Mit den Konzepten von Magna und RHJ sei die erforderliche Größe für einen eigenständigen Autobauer "kaum erreichbar".

Die Investmentbank Lazard berät die Bundesregierung in ihren Verhandlungen mit den Opel-Bietern und GM. Auffällig sei laut "FTD". dass nach den Finanzdaten das von Bund und Ländern favorisierte Konsortium aus Magna und der russischen Sberbank am schlechtesten abschneidet. Bei Magna liege der Gesamtfinanzierungsbedarf bei fünf Milliarden Euro; die Eigenkapitaleinlage wird mit 100 Millionen Euro beziffert. Das Angebot von RHJ schneide besser ab: Der Finanzbedarf liege bei 3,8 Milliarden; der Eigenkapitaleinsatz bei 275 Millionen Euro.