Opels Suche nach Erfolg
Aufsichtsrat berät am Donnerstag über neuen Sanierungsplan.
Rüsselsheim. Karl-Friedrich Stracke hat einen Knochenjob. Seit gut einem Jahr steht der Ingenieur an der Spitze von Opel, seit Monaten arbeitet er fieberhaft an einem Sanierungsplan. Das Dilemma: Einerseits muss er es dem US-Mutterkonzern General Motors recht machen, der die milliardenschweren Verluste in Europa endgültig satt hat. Andererseits dürfte es Stracke nicht leicht fallen, den Rotstift anzusetzen. Schließlich ist der Hesse nach mehr als drei Jahrzehnten beim Traditionshersteller Opelaner durch und durch. Und er muss die Arbeitnehmer ins Boot holen, um den Sparplan durchsetzen zu können.
Die Kosten müssen runter, der Absatz rauf. Das wissen Vorstand und Betriebsrat. Wie das geschehen soll, will Stracke am Donnerstag im Aufsichtsrat erklären. Es riecht eher nach Kompromissen als nach Befreiungsschlag. Der chronische Verlustbringer Opel leidet unter kostspieligen Überkapazitäten, weil der Absatz lahmt — der Markt ist schwach, das Image im Keller. Zudem drücken immer neue Konkurrenten in den Markt.
Auch wenn GM-Manager das Gaspedal gerne durchdrücken würden: Der große Wurf ist daher nicht zu erwarten. Zwar setzte an den Standorten das große Zittern ein, als im Februar Gerüchte um Werksschließungen bei Opel gestreut wurden. Die Angst nahm auch nicht ab, als Stracke betonte: „In einem Hochlohnland wie Deutschland müssen Sie jeden Stein umdrehen.“ So sah Strackes erstes Konzept für die Opel-Sanierung Lohnverzicht, Werksschließungen und Stellenstreichungen vor. Der Plan fiel im Aufsichtsrat durch.
Inzwischen ist klar: Weil die Belegschaft im britischen Ellesmere Port zu Einschnitten bereit ist, läuft dort — und im polnischen Gleiwitz — künftig der Astra vom Band.
Das Aus des zweiten Wackelkandidaten Bochum hat die Adam Opel AG zwar fest im Blick, dem Standort soll aber eine Gnadenfrist bis Ende 2016 eingeräumt werden. Bis dahin sollen in Deutschland betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden. Damit wird Stracke große Kostenblöcke nicht los.
Bei den Verhandlungen steht nach Auffassung der IG Metall die Zukunft des gesamten Unternehmens auf dem Spiel. Man spreche mit dem Mutterkonzern General Motors nicht über einzelne Standorte, sondern über das komplette Unternehmen, sagte der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild. Dazu gehörten Perspektiven für alle Standorte.