Piëch dominiert Porsche-Hauptversammlung trotz Abwesenheit
Stuttgart (dpa) - Ferdinand Piëch hat die Debatten auf der Hauptversammlung der Porsche-Dachgesellschaft bestimmt - obwohl sein Stuhl bei dem Aktionärstreffen am Mittwoch leer blieb.
Über die Gründe seines Fehlens war nichts zu erfahren. „Das ist seine Entscheidung“, sagte Piëchs Cousin und Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche in Stuttgart. Mitarbeiter von Piëch hatten den Chefjustiziar der Porsche SE am frühen Morgen darüber informiert, dass der Autopatriarch nicht erscheinen werde.
Die Hauptversammlung wäre der erste gemeinsame Auftritt von Piëch und VW-Chef Martin Winterkorn nach dem heftigen Führungsstreit bei Volkswagen gewesen.
Der langjährige VW-Patriarch ist auch nach seinem Rückzug aus dem Kontrollgremium der Wolfsburger Aufsichtsrat bei der Porsche-Holding. Winterkorn ist dort in Personalunion auch Vorstandschef der Porsche SE. Er gab sich in Stuttgart gelassen.
„Wieso soll ich enttäuscht sein? Wenn der Herr Piëch verhindert ist, dann ist das halt so“, quittierte Winterkorn dessen Fernbleiben mit einem verbalen Achselzucken. „Wir haben viele Aufsichtsräte bei der Porsche SE.“
Neben Piëchs Bruder Hans Michel und Wolfgang Porsche sitzen noch zwei weitere Vertreter des Familienclans in dem Kontrollgremium. „Ich kann Ihnen versichern, dass wir auch in Zukunft die Verantwortung für die Volkswagen-Gruppe und die 600 000 Menschen wahrnehmen werden“, sagte Wolfgang Porsche. Auf die Frage, ob das für alle Mitglieder der Familien Porsche und Piëch gelte, zögerte Porsche nur kurz und sagte dann: „Wahrscheinlich, ja.“
Die Zusammenarbeit mit Piëch im Aufsichtsrat der Porsche-Holding werde so weiterlaufen wie bisher, betonte der Chef des Sport- und Geländewagenbauers Porsche, Matthias Müller, der ebenfalls zusätzlich im Vorstand der Holding sitzt. „Ich sehe es genauso“, sagte Winterkorn. „Wir haben über 30 Jahre erfolgreich zusammengearbeitet.“
Winterkorn hat jetzt vor allem ein Anliegen: „Wir werden dafür sorgen, dass Ruhe einkehrt.“ Der wochenlange Machtkampf bei Volkswagen, der in Piëchs Rückzug als VW-Aufsichtsratschef gipfelte, war dennoch ein Thema bei der Hauptversammlung.
Der Aktionärsvertreter und Rechtsanwalt Martin Weimann warf Wolfgang Porsche vor, eine Intrige gegen Ferdinand Piëch in Gang gebracht zu haben, die zu dessen Rücktritt führte, und die mediale Auseinandersetzung geschürt zu haben. Porsche-SE-Finanzchef Hans Dieter Pötsch entgegnete: „Zunächst einmal gibt es eine solche mediale Auseinandersetzung zwischen Herrn Doktor Porsche und Herrn Professor Piëch nach unserer Wahrnehmung nicht.“
Dafür sei von der Porsche SE auch kein Geld ausgegeben worden, wie von Weimann vermutet. Der Berliner Rechtsanwalt verklagt die Porsche SE regelmäßig wegen angeblich fehlerhafter Hauptversammlungsbeschlüsse. Bislang war seine Erfolgsquote niedrig.
Der misslungene Versuch einer Volkswagen-Übernahme in den Jahren 2008 und 2009 hat der Porsche Holding auch mehrere Schadenersatz-Klagen von Investoren eingebrockt, die sich falsch informiert fühlten. Bisher hatten sie keinen Erfolg bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche.
Von Juli an müssen sich die früheren Porsche-Vorstände Wendelin Wiedeking und Holger Härter zudem wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen amtierende Porsche-Aufsichtsräte.
Die Porsche-Holding hält 51 Prozent der Anteile an Volkswagen und verdient ihr Geld hauptsächlich mit der entsprechenden Dividende. Im ersten Quartal 2015 steigerte die Porsche SE ihr Konzernergebnis von 728 Millionen Euro auf 882 Millionen Euro.
„Die Beteiligung an Volkswagen ist und bleibt das starke, tragende Fundament der Porsche SE“, sagte Winterkorn. Die Holding hatte angekündigt, ihr Geld in Beteiligungen rund um die Automobilindustrie zu stecken. Bislang hat die Porsche SE aber nur den Verkehrsdaten-Anbieter Inrix übernommen.