Spionage in Firmen Plagiate: „Firmen müssen sich schützen“

NRW-Minister Garrelt Duin warnt vor Spionage, die zu Plagiaten und hohen Schäden führt.

Foto: MWEIMH/Sondermann

Düsseldorf. NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin hält die Spionage-Abwehr vieler Unternehmen für mangelhaft. „Viele Betriebe sind offen wie ein Scheunentor“, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag zur Eröffnung der Ausstellung „Ideenklau — Original vs. Fälschung“ im Foyer des Ministeriums in Düsseldorf. Durch die Digitalisierung von Entwicklung und Fertigung sei es heute viel leichter, die Ideen anderer Firmen zu stehlen und für die eigene Vermarktung zu nutzen.

Das Geschäft mit Fälschungen boomt. Nach Angaben der Fachfirma Plagiarius Consultancy ermöglichen Globalisierung, Internet und leichtgläubige Schnäppchenjäger den Fälschern ein Milliardengeschäft mit extremen Gewinnmargen. Genaue Zahlen dazu gibt es wegen der hohen Dunkelziffer nicht. Anhaltspunkte bieten aber Angaben der EU-Zollbehörden: 2013 haben die Beamten knapp 36 Millionen rechtsverletzende Produkte im Wert von 760 Millionen Euro an den EU-Außengrenzen beschlagnahmt.

„Das klischeemäßige Schwarz-Weiß-Prinzip funktioniert nicht mehr“, sagte Christine Lacroix von Plagiarius. „Asiatische Firmen sind nicht mehr nur die verlängerte Werkbank des Westens. Die Opfer kommen heute auch aus China“, so Lacroix.

Ihren Angaben zufolge gibt es Fälschungen in allen Preis- und Qualitätsabstufungen, von gefährlichen Billigimitaten bis hin zu qualitativ hochwertigen Kopien, die kaum günstiger als das Original angeboten und auch verkauft werden.

Minister Duin wies darauf hin, dass die Produktpiraterie nicht nur große Unternehmen, sondern vor allem den Mittelstand betreffe. Wegen der zunehmenden Digitalisierung forderte er die Betriebe auf, dem Ideenklau durch mehr IT-Sicherheit vorzubeugen. Firmen könnten sich zum Beispiel an das von Horst Görtz geleitete Institut auf dem Campus der Ruhr-Uni-Bochum wenden. „Dort haben wir ganz viel Wissen gebündelt, wie sich geistiges Eigentum effizient schützen lässt“, sagte Duin.

Ein Gang durch die Ausstellung im Foyer des Ministeriums führt zu überraschenden Erkenntnissen: Neben klassischen Beispielen (Spielzeug aus Deutschland, Fälschung aus China) ist auch Porzellan aus Portugal zu sehen, das in der gefälschten Version als Eigenmarke vom Kaufhof vertrieben wurde. Dass Plagiate lebensgefährlich sein können, zeigt die Schau ebenfalls. Zu sehen ist ein Beatmungsgerät für Notfälle, das vom Design zwar gelungen ist, aber technisch versagt.

Laut Christine Lacroix gibt es auch Fälschungen innerhalb Deutschlands. „Ob Schneidwaren, Möbel oder Werkzeug. Nicht selten sitzen die Nachahmer sogar in der Nachbarschaft“, berichtete sie.